Bilanz

Arcor: Kundenzuwachs dank DSL (aktualisiert)

Eschborner erzielen 2004/2005 kräftiges Umsatzplus
Von Björn Brodersen mit Material von ddp

Der Eschborner Telekommunikationsanbieter Arcor hat im Geschäftsjahr 2004/2005 (April bis März) ein Umsatzplus von 1,6 Milliarden Euro erzielt. Das entspricht einer Steigerung um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz mit Privatkunden wuchs auf 873 Millionen Euro, das Geschäftskunden- und Carriersegment legte im Vergleich zum Vorjahr von 643 Millionen auf 731 Millionen Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 83 Prozent auf 246 Millionen Euro.

"Die positive Entwicklung wird vom Breitband-Internet getrieben", betonte der Arcor-Vorstandsvorsitzende Harald Stöber heute bei der Präsentation der Bilanz. So sei die Zahl der Breitbandkunden von 169 000 auf 510 000 geklettert. Von ihnen nutzten 455 000 eigene Arcor-DSL-Anschlüsse und 55 000 das DSL-Resale-Produkt des Unternehmens. Im Vergleich zum Vorjahr verbuchte Arcor nach eigenen Angaben bei den DSL-Kunden insgesamt eine Steigerungsrate von mehr als 200 Prozent. Die Zahl der ISDN-Kunden nahm bis zum 31. März 2005 im Vergleich zum Vorjahr um 83Prozent auf 712 000 zu. In rund 220 Städten bietet die Frankfurter Gesellschaft bereits heute ISDN- und breitbandige DSL-Anschlüsse auf Basis eigener Infrastruktur an. Im laufenden Geschäftsjahr sollen rund 60 neue Ortsnetze hinzukommen. Stabil entwickelte sich das Pre-Selection-Segment. Rund 2,3 Millionen Kunden führten Ende März ihre Telefonate per fester Voreinstellung über Arcor. Im Call-by-Call-Geschäft wurde ein Anstieg der aktiven Nutzer um 13 Prozent auf über drei Millionen registriert.

Auch Arcor testet Breitband-Internet per WiMAX

Ebenfalls noch in diesem Jahr will das Unternehmen in Kaiserslautern einen Pilotversuch mit der Funktechnik WiMAX starten. Dabei soll getestet werden, ob sich die Funklösung zur Breitband-Versorgung von städtischen und ländlichen Gebieten eignet, in denen bislang keine DSL-Angebote möglich sind. Für Arcor hätte ein Funknetz nicht nur Vorteile in Regionen, die die Telekom nicht versorgt. Auch dort, wo schon DSL ist, könnte Arcor per Funk die so genannte letzte Meile vom Verteiler zum Kunden überbrücken und wäre somit nicht mehr auf die Leitung der Konkurrenz angewiesen. Damit würden auch die Diskussionen um die Miete für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) der Vergangenheit angehören.

Neben den technischen Hürden müssen die potenziellen WiMAX-Anbieter jedoch auch bürokratische Hindernisse überwinden. Noch steht nicht fest, wann und zu welchen Konditionen die Regulierungsbehörde die Frequenzen vergeben wird. Nach einer ersten Anhörung will die Regulierungsbehörde im Sommer ein erstes Eckpunktepapier vorlegen, wie Sprecher Manfred Küster sagt. Bis zum Ende des Jahres soll das Vergabeverfahren dann feststehen. Der nach eigenen Angaben einzige Wimax-Anbieter ist zurzeit die Deutsche Breitband Dienste GmbH (DBD) aus Heidelberg. Einige tausend Kunden nutzen inzwischen nach Unternehmensangaben das Angebot. In einem Jahr wolle man eine Millionen Haushalte erreichen. DBD, die die Frequenzen von einem insolventen Unternehmen übernommen hatte, konzentriert sich dabei auf Regionen, in denen die Deutsche Telekom bisher kein DSL anbiete.

WiMAX öffnet allerdings nicht nur für ländliche Regionen und Telekom-Konkurrenten neue Möglichkeiten. Die Funktechnik könnte die Karten im deutschen Telekommunikationsmarkt neu mischen. Der Chiphersteller Intel, der seit geraumer Zeit an Komponenten für WiMAX-Netze arbeitet, verspricht bereits für das kommende Jahr, die Technik wie heute WLAN direkt in Notebooks einzubauen. Der Weg zum WiMAX-Telefon dürfte dann nicht mehr weit sein. Nicht nur das Internet, sondern auch die Internet-Telefonie (VoIP) wären dann immer mit dabei - zu vermutlich deutlich günstigeren Preisen als heute.