Brückenschlag

Wo bleibt die Mobilfunk-WLAN-Konvergenz?

Roaming zwischen Mobilfunk und WLAN ist noch Zukunftsmusik
Von Christian Horn

Auf der anderen Seite, beim der IEEE, die die Standards des drahtlosen Internets via WLAN (IEEE 802.11) oder WiMAX (IEEE 802.16) kontrolliert, wird derweil auch an einem Konvergenz-Standard gearbeitet. Die 802.21 Working Group entwickelt von der IP-Seite her Spezifikationen, die wie die UMA-Spezifikationen auf der Mobilfunk-Seite, die nahtlose Kommunikation beider Technologien anstrebt. Die Formalisierung der Spezifikationen für den neuen Standard 802.21 wird für frühestens Ende 2005, Anfang 2006 erwartet. Wie und ob 802.21 und der UMA-Ansatz zusammenspielen könnten, ist dabei fraglich. In den technischen Details sind die Lösungen der beiden Modelle unterschiedlich, so unterstützt beispielsweise anders als 802.21 der UMA-basierte Ansatz SIP nicht vollständig, was die Konsequenz hätte, dass Mobilfunk-Netzbetreiber den Datenverkehr eines VoIP-Anbieters in ihren Netzen blockieren könnten. Die Harmonisierung der beiden Ansätze könnte sich schwierig gestalten, treffen hier doch zwei eigenständige Standardisierungs-Organisationen mit durchaus unterschiedlichen Vorstellungen von Interoperabilität aufeinander, formulierte ein Telekom-Analyst die Problemlage.

Mit UMA und IEEE 802.21 ist die Liste der Konvergenzmodelle aber noch nicht erschöpft: MobileIGNITE als propritäre Lösung von BridgePort Networks [Link entfernt] werden gute Chancen zugesprochen, früher als die Standard-basierten Lösungen auf den Markt zu kommen, da propritären Lösungen der zeitaufwändige Prozess der Konsensbildung der Standard-basierten Lösungen erspart bleibt. Das von Motorola, Avaya und Proxim gegründete SCCAN Forum [Link entfernt] (Seamless Converged Communication Across Networks) zielt in erster Linie auf den Einsatz in Unternehmen; ein offener Konvergenzstandard soll entwickelt werden. Und das International Packet Communications Consortium (IPCC [Link entfernt] ) hat im Februar 2005 eine Konvergenz-Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Die Wireless Wireline Convergence Working Group des Industrie-Interessenverbandes soll eine Referenz-Architektur entwickeln, die im Rundumschlag die Mobilfunktechnologien der 2. und der 3. Generation, WLAN, WiMAX und leitungsgebundene Breitbandtechnologien wie DSL und Kabel unter einen Hut bringen soll.

Die Mobilfunk-Netzbetreiber sind am Konvergenz-Geschäft momentan nicht interessiert

Ganz abgesehen von den technischen Schwierigkeiten auf dem Weg, einen sauberen Kommunikationspfad zwischen Mobilfunk und VoIP über WLAN zu entwickeln, bremst ein schwerwiegender geschäftspolitscher Faktor die schnelle Einführung der Konvergenztechnologien: Die Mobilfunk-Netzbetreiber sind schlicht nicht interessiert an diesem Geschäft. Marktstudien haben herausgefunden, dass auf Konsumentenseite zwar reges Interesse an Dual-Mode-Handys besteht, die Mobilfunk und WLAN gleichermaßen beherrschen. Preisgünstige Internettelefonie ist ein Argument, mitunter auch die schlechte Mobilfunk-Netzqualität in manchen Gebäuden. Die Mobilfunk-Netzbetreiber hingegen haben flächendeckende Netze, die eben auch die lokalen WLANs mit abdecken. Warum also sollten sie ein Stück von ihrem eigenen Kuchen abgeben und Roaming-Kooperationen mit VoIP-Billiganbietern eingehen? Unstrung-Chefanalyst Gabriel Brown kommentiert: "Das ist der große Haken an der Sache: Die Mehrzahl der Mobilfunk-Betreiber ist momentan nicht sonderlich an VoIP und WLAN interessiert. Für die meisten Provider ist das keine relevante Priorität in ihrem Massenmarkt-Konsumentengeschäft - es ist ein Projekt, das vielleicht erst in drei oder fünf Jahren zählt."

Mobilfunk-WLAN-Konvergenz sollte übrigens nicht mit der von VoIP-Anbietern wie freenet oder Skype geplanten WLAN-Telefonie verwechselt werden. Hier sollen zwar auch Dual-Mode-Handys zum Einsatz kommen, der automatische Netzwechsel zwischen WLAN und Mobilfunknetz wird hier aber nicht möglich sein. Mobilfunkgespräch und WLAN-Internettelefonat bleiben separat mit verschiedenen Rufnummern und getrennten Rechnungen. Diese Variante vermisst die Bequemlichkeit des automatischen Handovers. Ein Gesprächsabbruch ist ärgerlich, der manuelle Netzwechsel ist zwar möglich aber doch umständlich.