Druck

Mobilfunker 3 ist Impulsgeber für den UMTS-Markt

Die Billig-Strategie von 3 ist teuer, scheint aber zu funktionieren
Von Marie-Anne Winter

Der Mobilfunkanbieter mit dem markanten Namen 3 hat sich nach Meinung von Branchenexperten zum Schrittmacher in Sachen Mobilfunk gemausert. Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) heute berichtet, investierte dieser Anbieter bereits 17 Milliarden Euro in die UMTS-Technologie. 3 startete in Europa vor allen anderen Mobilfunkanbietern schon 2003 UMTS-Netze in Großbritannien, Italien und Österreich.

"Ohne uns wäre UMTS heute wahrscheinlich noch nicht am Markt", zitiert die Zeitung Bob Fuller, den Chef der britischen Tochterfirma 3 UK. Nach schwachem Start hat sich das Kundenwachstum dort inzwischen stark beschleunigt. Insgesamt erwartet 3 bis Ende des Jahres zehn Millionen Kunden. Das wären 15 Prozent von dann weltweit insgesamt geschätzten 70 Millionen UMTS-Nutzern. Die Tochter des Mischkonzerns Hutchison Whampoa will nach einem Verlust von 3,7 Miliarden Euro dieses Geschäftsjahr erstmals kostendeckend abschließen.

Mehr Umsatz pro Kunde und weniger Kündigungen

Es heißt, dass die britische und italienische Tochter Börsengänge anpeilen würden. Beim Umsatz pro Kunde soll 3 mit 59 Euro pro Monat in Großbritannien an der Spitze der Branche liegen, in Österreich und Italien steht das Unternehmen ebenfalls gut da. Die Kündigungsquote soll "klar unter dem Durchschnitt" liegen. Ob der Mutterkonzern Hutchison Whampoa die investierten Milliarden je wieder einnehmen werde, ist aber noch nicht abzusehen. Der Geschäftsaufbau von 3 soll jedenfalls anders als zunächst geplant verlaufen. Die Expansion werde derzeit durch preisgünstige Sprachangebote getrieben, was viele Kunden anlocke, die nur telefonieren wollen, anstatt die neuen Vorzüge der UMTS-Netze zu nutzen - etwa den Download von Filmen oder Musik.

Derzeit werden die Handys noch hoch subventioniert: Der Anbieter hat mit etwa 270 Euro aktuell die höchsten Kosten für die Gewinnung eines Neukunden. Aber so wie es aussieht, macht sich diese Strategie bisher bezahlt, denn Rivalen sind beim Aufbau eines Kundenstamms für UMTS deutlich langsamer. Nach Angaben des größten britischen Handyvermarkters Carphone sollen 90 Prozent der verkauften UMTS-Handys Geräte von 3 sein.

Bei den herkömmlichen UMTS-Angeboten ist 3 häufig günstiger als die Konkurrenz. Weil die Kunden aber mehr telefonieren, soll sich das für 3 tatsächlich noch lohnen. Dass 3 keinen Kundenstamm in den herkömmlichen Mobilfunnetzen hat, galt oft als Schwachpunkt, stellt sich nun aber als Vorteil heraus: Die Konkurrenz will es sich nämlich nicht leisten, das Umsatzniveau ihrer alten Kunden auf Kosten der neuen Angebote zu drücken.

3 heizt den Markt an

Wettbewerber wie Vodafone oder Orange, die erst seit Weihnachten in größerem Stil UMTS-Angebote vermarkten, können allerdings von der Pionierstrategie profitieren. Wo 3 am Markt ist, soll es deutlich höhere UMTS-Nutzerzahlen geben. Damit heize der UMTS-Pionier das Geschäft in "seinen" Ländern regelrecht an. Im kleinen Österreich gebe es 250 000 UMTS-Kunden - mehr gab es in Deutschland um die Jahreswende auch nicht. Die Konkurrenten dort mussten schneller mit eigenen Angeboten reagieren. "Deutschland fehlte bisher ein aggressiver Impulsgeber wie 3, sonst würden sich die Handynetzbetreiber dort mutiger in den Markt stürzen", meint Steffen Binder, Analyst von Soreon Research.

Diese Rolle hätten Anbieter wie mobilcom oder Quam übernehmen können, die sich in eine ähnliche Situation begeben hätten, wenn sich ihre UMTS-Pläne nicht zu teuer erwiesen hätten. Jetzt müssen sich die Mobilfunker ranhalten, denn die UMTS-Lizenzen laufen nur zehn bis fünfzehn Jahre. Außerdem drohe in der Sprachtelefonie auf den gängigen Funkstandards ein weiterer Preisverfall, der nur mit attraktiven, hochpreisigen Datenprodukten in den neuen Mobilfunkunknetzen ausgeglicher werden könne.