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Klicken statt blättern: Online-Auskünfte im Aufwind

"Gedruckte Verzeichnisse sind nicht mehr zeitgemäß"
Von dpa / Marie-Anne Winter

"Der Online-Bereich hat eine wachsende Bedeutung, ist aber eher eine Ergänzung zum Printbereich", sagt Ulrich Grundmann, Geschäftsführer der Marketing Gesellschaft der "GelbenSeiten" mit Sitz in Hamburg. Diese Einschätzung teilt auch der VDAV. Trotz der zunehmenden Nutzung des Internets dominieren weiterhin gedruckte Verzeichnisse. "Im Moment ist das Verhältnis stabil, langfristig könnte sich dies ändern", bilanziert VDAV-Geschäftsführer Rhett-Christian Grammatik.

Dieser Ausblick lockt neue Wettbewerber. "Es geht um viel Geld", erklärt Christian Petersen, Geschäftsführer des Hamburger Unternehmens eprofessional [Link entfernt] , nach eigenen Angaben eine der führenden Suchmaschinen-Marketing-Agenturen. Rund 450 Millionen Euro sind laut Petersen bundesweit im vergangenen Jahr mit Online-Werbung umgesetzt worden, ein Drittel davon bei Suchmaschinen und Verzeichnissen. Die Anbieter verdienen daran, dass sie zahlende Inserenten bei Suchergebnissen prominent platzieren. Laut VDAV-Geschäftsführer Grammatik haben die Auskunftsdienste besonders kleinere Dienstleister als Anzeigenkunden im Blick, die nach und nach die Notwendigkeit sehen, auch im Netz präsent zu sein.

Das Marktpotenzial scheint noch längst nicht ausgereizt. Nach Angaben von Veretis-Sprecherin Meyer soll GoYellow auch auf alltägliche Dienstleistungen ausgeweitet werden, um etwa die Suche nach Babysittern, Nachhilfelehrern oder Putzfrauen zu erleichtern. Auch große Suchmaschinenanbieter haben diesen Trend entdeckt. Yahoo hat in Kooperation mit DasÖrtliche bereits einen lokalen Branchensuchdienst in Deutschland gestartet. Google will nachziehen.

Neue Nischen für findige Anbieter

Einige Anbieter wie das Unternehmen 3klicks.de [Link entfernt] mit Sitz in Hamburg verfolgen dagegen eine entgegengesetzte Strategie. Die Branchenauskunft auf der gleichnamigen Seite richtet sich vorrangig an eine internationale Klientel. Benutzer haben in neun verschiedenen Landessprachen Zugriff auf 18 Millionen Datensätze aus ebenso vielen Staaten. "Wie soll ein deutscher Urlauber ohne Spanischkenntnisse in seinem spanischen Ferienort ein Fischrestaurant finden? Mit unserer Suchmaschine geht das", sagt Geschäftsführer Thorvald Kik. Allerdings werden nur Treffer auf regionaler Ebene angezeigt. Eine ortsgebundene Suche ist nicht möglich.

Nach dem gleichen Prinzip soll auch das Portal "Plazoo" vom 3klicks.de-Mutterunternehmen Qlikworld aus den Niederlanden funktionieren, das in den kommenden Wochen als eine Mischung aus Nachrichtensuchmaschine und Branchenverzeichnis ans Netz gehen soll.

Ob lokal oder global - die Online-Konkurrenz wird die gedruckten Werke langfristig verdrängen, ist eprofessionel-Geschäftsführer Petersen überzeugt: "Eines Tages wird es das Branchenbuch in der Form, in der wir es kennen, nicht mehr geben." Ein Beispiel für diese Entwicklung ist der an professionelle Einkäufer gerichtete Informationsdienst Wer liefert was? aus Hamburg. Beim Start im Jahre 1932 wurden Auskünfte über Produkte und Dienstleistungen zunächst per Buch verbreitet, später auf CD-ROM. Heute ist "wlw" ausschließlich über das Internet erreichbar.