Feststellung

Telefonieren am Steuer löst immer häufiger schwere Unfälle aus

Nur Nummer eintippen bedeutet 100 Meter blinde Fahrt
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Telefonieren am Steuer löst immer häufiger schwere Verkehrsunfälle aus. "Wir stellen fest, dass immer mehr gravierende Unfälle passieren, weil der Fahrer mit seinem Handy beschäftigt war", sagte Landespolizeipräsident Erwin Hetger der Nachrichtenagentur dpa. "Studien belegen, dass das Unfallrisiko dadurch 14 Mal so hoch ist." Bei Schwerpunktkontrollen im vergangenen Jahr registrierte die Polizei im Land rund 1 000 Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer pro Tag; bundesweit seien 111 000 Fälle im vergangenen Jahr gezählt worden. "Es ist erschreckend, wie sehr das Verbot ignoriert wird."

Hetger erläuterte: "Wer auf der Autobahn 120 Kilometer pro Stunde fährt und nur drei Sekunden eine Telefonnummer eintippt, rast 100 Meter im Blindflug." Jeder müsse sich über die Lebensgefahr im Klaren sein. So muss sich in Heilbronn ein 18-Jähriger wegen fahrlässiger Tötung vor dem Amtsgericht verantworten. Ihm wird vergeworfen, im Juni 2004 durch das Klingeln des Handys abgelenkt gewesen zu sein und deshalb eine Rollerfahrerin getötet zu haben. In Göppingen kam ein 19 Jahre altes Mädchen einen Monat zuvor ums Leben, weil sie gegen einen Baum gefahren war. In ihrem Auto fand die Polizei ein Mobiltelefon mit einer unvollständig eingetippten Kurznachricht.

Bußgelder für Handy am Ohr haben als einzige Sanktion nach Hetgers Erfahrung keine Wirkung gezeigt. "Wir können nur das Verhalten ändern, wenn wir als Polizei das Risiko erhöhen, erwischt zu werden."