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Editorial: Die Musik macht's!?

Der neue Megatrend bei Endgeräten und Netzen
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Einer der Megatrends der diesjährigen 3GSM World ist "Musik auf dem Handy". Kaum einer der Hersteller verpasste die Gelegenheit, ein oder zwei speziell für den Musikgenuss optimierte Endgeräte vorzustellen. Alle betonten auch, wie einfach es sein wird, bestehende CD-Sammlungen aufs Handy zu überspielen, und neue Musik über das kabelgebundene Internet oder direkt übers Mobilfunknetz herunterzuladen. Nokia bietet den Netzbetreibern schlüsselfertige Musik-Download-Portale an. Motorola wird im Rahmen der RAZR-Serie gegen Ende des Jahres ein Musik-Handy bringen. Sony-Ericsson reaktiviert sogar die uralte Marke "Walkman", freilich nicht mehr als Kassettenabspieler, sondern eben als MP3-Handy.

Technisch macht es auch Sinn, Handys um MP3-Funktionen zu ergänzen, wie bereits in einem früheren Beitrag beschrieben: Speicher, Akku, Display und Prozessor sind eh schon vorhanden; Stereo-Verstärker und Kopfhörerausgang kosten nur wenige Euro in der Herstellung, und benötigen nur wenige Gramm extra, wenn überhaupt. Maßnahmen zur Verbesserung der Soundqualität dürften zudem auch der Sprachqualität zugute kommen.

Doch was technisch geht, wird nicht zwangsläufig zum wirtschaftlichen Erfolg. Schon heute ist der Umsatz der Mobilfunk-Netzbetreiber deutlich höher als der der Musikindustrie. Nur, weil man nicht mehr in den Plattenladen muss, werden die Kunden nicht das Zigfache für Musik ausgeben und Abermilliarden von Liedern mobil herunterladen. Von den Umsätzen mit den tatsächlich abgerufenen Titeln werden die Netzbetreiber zudem einen hohen Anteil an die Musikindustrie abgeben müssen. Musik auf dem Handy ist somit allenfalls ein Zusatzgeschäft, mehr nicht.

Fraglich auch, ob die Reaktivierung von Marken aus der Mottenkiste klappt. Zwar war der Walkman mal hipp, doch bei den meisten Kunden von damals dürfte das Gerät inzwischen auf dem Abfall gelandet sein. Das weckt nicht unbedingt positive Assoziationen. Zudem: Wissen jugendliche Musikhörer überhaupt, dass in der Generation ihrer Eltern ein Gerät namens "Walkman" in war?

Schließlich ist der Markt für MP3-Player ohne Handy bereits fest etabliert. Die Handys mit MP3-Player müssen hingegen erst beweisen, dass sie genauso einfach zu bedienen sind und genauso zuverlässig funktionieren. Das wird einige Zeit benötigen, so dass die neuen Musik-Dienste entsprechend langsam starten werden.