Unterhaltung

Musikmanager hoffen auf die Mobilfunkbranche

Heute geht die internationale Musikmesse MIDEM in Cannes zu Ende
Von dpa / Björn Brodersen

Noch mehr verspricht die Mobilfunkbranche den Musikmanagern, weil das Handy immer wichtiger wird, wie Guy Laurence, Marketingdirektor beim Mobilfunkunternehmen Vodafone, meint. "Drei Dinge haben die Leute immer in der Tasche: Portemonnaie, Schlüssel und Handy." Mit Mobiltelefonen der 3. Generation, den 3G-Handys, ist es möglich, Songs in weniger als einer Minute herunterzuladen und in Stereo-Qualität anzuhören; auch Videos können so angeboten werden. Der Vorteil gegenüber dem Internet: Im geschlossenen System Mobilfunk spielt Piraterie im Vergleich zum offenen Web kaum eine Rolle.

"Bis zum Jahr 2009 hat über die Hälfte aller verkauften Handys einen eingebauten Musikspieler", sagt Leslie Golding, Direktor des mobilen Download-Anbieters M2Y-Siemens. Mit auswechselbaren Speicherkarten kann man 500 bis 1 000 Songs im Handy mit sich herumtragen. Das Mobiltelefon wird somit zum mobilen Abspielgerät und macht Musikplayern wie dem trendigen iPod von Apple Konkurrenz.

Zu den Handys, die einen brauchbaren MP3-Player an Bord haben, gehören beispielsweise das Nokia 3300, das Sendo X, die Motorola-Modelle E398 und V980, das Samsung-Gerät SGH-D500, das K700i von Sony Ericsson sowie das Siemens SX1 Music. Einige Handys können dagegen MP3-Klänge nur als Klingelton abspielen. Beispielsweise wird das Motorola V300 mit dem Prädikat "MP3-fähig" beworben, taugt aber nicht als Walkman-Ersatz.

"Ring-up Tones" und "Ring-back Tones" kommen als nächstes

Doch schon heute lässt Handy-Musik die Kassen klingeln. Der Umsatz mit Klingeltönen, mit denen vor allem junge Leute ihrem Handy eine persönliche Note geben, lag 2004 in Deutschland bei geschätzten 239,8 Millionen Dollar. "Das ist für Texter und Komponisten eine gute Einnahmequelle geworden, die ein wenig von den Umsatzeinbrüchen im Plattenmarkt ausgleicht", sagt der Geschäftsführer des Deutschen Musikverleger-Verbandes, Heinz Stroh. "Vor allem ist das ein völlig überraschender Erfolg, mit diesem Markt hat doch niemand gerechnet."

Damit nicht genug: "Ring-up Tones" und "Ring-back Tones" sind die nächsten Gimmicks, mit denen Mobilfunknutzer gelockt werden. Dabei hört man nach dem Wählen einer Nummer nicht mehr den vertrauten Piepton, bis der Gegenüber abhebt, sondern ein Musikstück.

Bei aller Euphorie über die neue digitale Ära: Die 20 Jahre alte CD hält immer noch den Löwenanteil am Musikgeschäft. "Und es wird noch lange dauern, bis die CD weniger als 50 Prozent der Verkäufe ausmacht", sagt der Chef des Welt-Phonoverbandes IFPI [Link entfernt] , John Kennedy.