Fluthelfer

Suche, Diskussion und Trauer: Internet baut Brücken für Betroffene

Tsunami ist meistgesuchtes Wort bei Google
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

In wackeligen Bambushütten flackern die Computermonitore, die es möglich machen, aus aller Welt nach Vermissten der Jahrhundertflut zu suchen. Die erste gigantische Naturkatastrophe im Zeitalter des Internets zeigt Stärken und Schwächen des Netzes in vielen Bereichen.

Im Zentrum steht derzeit die Vermisstensuche. "Viele Betroffene sind aber angesichts der großen Zahl an Listen absolut machtlos", sagt Stefan Zimmermann von der Aktion www.asienfluthilfe.de. [Link entfernt] . Fünf junge Leute haben das Suchportal ins Leben gerufen. Ehrenamtlich arbeiten sie daran, Struktur in das Informationschaos zu bringen. "Vielfach sind Listen ohne sichere Quellen ins Netz gestellt worden", berichtet Zimmermann.

Um die zahllosen Tabellen besser zu überblicken, setzt das Fluthilfe-Portal auf weitere Freiwillige. Diese können nach Absprache eine Patenschaft für Vermisste übernehmen und gezielt die Listen durchforsten. "Da sind Helfer mit thailändischen Sprachkenntnissen dabei, die Übersetzungsfehler entdecken können", sagt Zimmermann. Die asienfluthilfe.de hält neben Vermisstenlisten und Austauschforen wichtige Telefonnummern in Deutschland und den betroffenen Ländern sowie Links bereit.

ebay hilft mit Versteigerungsaktion

Hilfe kommt von vielen Seiten: So ist bei der Suchmaschine Google "Tsunami" zu einem der meistgesuchten Wörter geworden. "Bisher hat kaum jemand den Begriff gesucht", sagt Sprecher Stefan Keuchel. Auf dem Online-Marktplatz eBay werden vom 5. bis 17. Januar Sachspenden versteigert, deren Erlös nach Südasien geht.

Wer als Angehöriger nach Verwandten oder Freunden sucht, braucht vor allem das eigene Handeln, meinen Psychologen. "Nur die Bilder anzuschauen, reicht nicht. Man muss selbst das Gefühl haben, etwas tun zu können", sagt die Hamburger Psychotherapeutin Birgit Grund. Foren sind wichtig für die Menschen, weil sie dort nicht nur nach Hinweisen suchen, sondern sich auch über die schrecklichen Bilder und Erlebnisse austauschen können. Über die Foren hinaus, die auch viele deutsche Medienseiten eingerichtet haben, sind die so genannten Weblogs eine weitere Möglichkeit der Kommunikation.

Private Seiten bieten keine hundertprozentige Sicherheit

Da die technische Infrastruktur des Internets mit vielen dezentralen Server durch die Katastrophe nicht zerstört ist, funktioniert dieser Informationsaustausch. Normalerweise "reden" Blogger über Politik, über die Vorzüge von Dauerwellen oder den Sinn von Hundeleinen. In kurzen Texten, chronologisch sortiert, teilen Blogger Gedanken und Wissen sowie Nachrichten mit dem Rest der Blogger-Welt und entfachen nicht selten rege Diskussionen.

Schon einmal sind die Blogger aus den Tiefen des Internets aufgetaucht - zum Irak-Krieg 2003, als Gegenöffentlichkeit zu den amerikanischen Massenmedien. Nun sind die Tagebucheinträge auf Seiten wie tsunamihelp.blogspot.com, blogs.vbcity.com/shandy [Link entfernt] oder der deutschen www.20six.de [Link entfernt] ein Gemisch aus Gedankenaustausch, Nachrichten und privater Informationsweitergabe. Zudem bieten die Blogs Hinweise auf Veranstaltungen zum Spendensammeln für den Wiederaufbau in der Region - etwa Konzerte oder Shows.

So weitreichend die Informationen auf den Seiten auch scheinen - es bleibt immer zu bedenken, dass es sich um privat eingerichtete Seiten handelt. Sie sind weder journalistisch aufbereitet, noch sind die Quellen auf ihre Zuverlässigkeit geprüft.