Auslandstelefonate

Mobilfunkanbieter: "Alles Raubritter"

Deutsche Netzbetreiber ziehen ihren Kunden das Geld aus der Tasche
Von Marie-Anne Winter

Der Vorwurf ist nicht neu, aber immer wieder aktuell: Seit Jahren wird den europäischen Mobilfunkkonzernen vorgeworfen, dass sie ihren Kunden für Telefonate im Ausland viel zu viel Geld abknöpfen. Schon Anfang des Jahres 2000 warf die EU-Kommission den europäischen Mobilfunkern vor, mit regelwidrigen Preisabsprachen untereinander die Preise auf einem überhöhten Niveau zu halten. Doch die Untersuchungen sind langwierig und geraten immer wieder ins Stocken. Es gibt immerhin Teilerfolge: So mussten die Mobilfunkanbieter in Großbritannien und nun auch in Frankreich ihre Preise schon senken.

In Deutschland hat die Regulierungsbehörde bisher von einer Regulierung in diesem Bereich abgesehen, weil es im Mobilfunk einen funktionierenden Wettbewerb gäbe. Doch der scheint, zumindest was das Preisniveau für Mobilfunkgespräche angeht, nur innerhalb Deutschlands stattzufinden. Außerdem gibt es hierzulande es weiterhin Unmut über die hohen Preise, die Festnetztelefonierer zu Mobilfunkanschlüssen bezahlen müssen. Durch die faktischen Monopole, die die vier deutschen Netzbetreiber bei der Zustellung von Gesprächen aus anderen Netzen in ihr eigenes Netz haben, können diese die Preise nach ihren Vorstellungen gestalten. Und das tun sie bisher - zum Nachteil der Kunden. Immerhin gab es im Sommer einen Durchbruch in dieser Sache: Die Telekom hat sich mit den vier Mobilfunknetzbetreibern auf neue Durchleitungsentgelte geeinigt. Festnetzgespräche in die Handynetze sollen danach bis Ende 2005 in zwei Stufen um jeweils rund 15 Prozent oder insgesamt etwa vier Cent günstiger werden. Aber Gespräche im Ausland bleiben vom und zum Handy teuer.

EU-Parlamentarier will überparteiliche Initiative starten

Sehr zum Verdruss des CDU-Europaabgeordneten Elmar Brok. Brok sitzt zurzeit im Fraktionsvorstand der Christdemokraten im Europa-Parlament. Außerdem ist er Deutschland-Präsident der Europa-Union, einer überparteilichen Vereinigung, in dem Politiker aus CDU, SPD und FDP sowie Wirtschaftführer sitzen. Herr Brok fand gegenüber der Berliner Zeitung deutliche Worte für die Mobilfunker, die ihren Kunden bei Auslandstelefonaten tief in die Taschen greifen: "Das sind alles Raubritter". Es könne wohl nicht sein, dass Urlauber ihr Handy abschalten müssten, wenn sie ins Ausland führen. In der Anfangsphase des Mobilfunks sei diese Tarifgestaltung nachvollziehbar gewesen, jetzt aber müssten sie "zu anständigen Preisen kommen."

Der Abgeordnete kündigte an, entsprechend Druck zu machen. Spätestens im Januar wolle er mit einer überparteilichen Parlaments-Initiative die EU-Kommission für ein gemeinsames Vorgehen gewinnen. Als Modell nennt er die europäischen Banken, deren Gebühren für grenzüberschreitende Überweisungen durch die EU nach unten geregelt wurden. Ähnlich soll das dann auch für die Roaming-Tarife bewirkt werden.

Doch die aktuelle Preisentwicklung lässt anderes befürchten. Insgesamt stiegen die Mobilfunk-Preise zuletzt wieder an, nachdem sie Ende der Neunzigerjahre kräftig gefallen waren. Die Netzbetreiber rechtfertigen ihre Preise steigenden Kosten und Investitionen in neue Technik. Ein weiterer Preistreiber in Deutschland ist die Subventionspolitik der Anbieter, die neugeworbenen Kunden aktuelle Geräte zu Schleuderpreisen verkaufen und das investierte Geld dann über die monatlichen Umsätze wieder hereinholen wollen. Denn nicht nur Auslandstelefonate, auch Kurznachrichten, Datendienste oder Angebote wie Klingeltöne und Musikstücke sind in Deutschland relativ teuer. Schon im vergangenen Jahr hatte ein Ländervergleich ergeben, dass die deutschen Mobiltelefonierer vergleichsweise teuer telefonieren.