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Editorial: Marktzerteilung für billige Preise

Oder: Wann können wir endlich günstig zum Handy anrufen?
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Telefonate zum Handy sind zu teuer. Gespräche vom Handy zum Festnetz wurden letzten Sommer von E-Plus schon vor 3 Cent pro Minute angeboten. Damals abgeschlossene Verträge können weiterhin zu diesen günstigen Konditionen genutzt werden. In der anderen Richtung bezahlen die Verbraucher hingegen derzeit bei Verwendung von 0190er Anbieter mindestens 15,5 Cent, bei Sekundentakt gar 22,5 Cent pro Minute. Bei Call by Call über 010xy-Vorwahlen sind es sogar nochmal zwei Cent mehr. Telefonate zum E-Plus-Netz kosten damit mindestens das Fünffache wie im günstigsten Fall in der anderen Richtung.

Verursacht wird dieses Missverhältnis durch E-Plus. Denn jedes Gespräch zu einem E-Plus-Handy muss irgendwann durch das E-Plus-Netz. An der Netzgrenze steht E-Plus, hält die Hand auf und berechnet so genannte Terminierungs-Entgelte. Die Berechnung solcher Entgelte ist marktüblich. Jedoch bemängelt die EU-Kommission, wie berichtet, dass die deutschen Netzbetreiber generell zu hohe Entgelte verlangen. Aus einer angemessenen Nutzungsentschädigung wird damit so etwas wie das digitale Äquivalent des Wegezolls.

Monopole und Regulierung, Teilmärkte

Doch gibt es gegen derart herrschaftliches Auftreten gesetzliche Vorschriften. Grundsätzlich unterliegt nicht nur die Deutsche Telekom der Aufsicht durch die Regulierungsbehörde, sondern jedes Unternehmen, das in seinem Markt über eine beherrschende Stellung verfügt. Bei der bei Marktbeherrschung folgenden Preisregulierung muss darauf geachtet werden, dass ein Wettbewerber nicht ein hohes Entgelt zahlen muss (hier für Verbindungen vom Festnetz zum Handy), wenn eine vergleichbare Leistung (hier vom Handy zum Festnetz) günstig angeboten wird. Würde die Regulierungsbehörde in der Folge günstigere Entgelte für die Terminierung vorschreiben, würde es vermutlich nur Tage dauern, bis die Call-by-Call-Firmen einen großen Teil des Preisvorteils an die Endkunden weitergeben.

Doch gibt es eine marktbeherrschende Stellung? Immerhin gibt es vier Netzbetreiber; keiner kommt über 50%. Doch tendieren EU-Kommission und Regulierungsbehörde anscheinend zunehmend dazu, den Marktbegriff anders zu sehen: Auf dem Markt der "Terminierung in das E-Plus-Netz" hat E-Plus zwangsläufig ein Monopol, genauso, wie T-Mobile die einzige Firma ist, die ins D1-Netz verbinden kann.

Meiner Ansicht nach ist dieses Vorgehen der stärker segmentierten Marktaufteilung richtig. Selbst mit einer Prepaid-Karte kann man am Wochenende für 9 Cent pro Minute ins Festnetz telefonieren. Es gibt keinen Grund, außer dem Missbrauch des jeweiligen Monopols für eingehende Gespräche, wenn es in der anderen Richtung ungefähr doppelt so viel kostet.

Wilde Terminierung

An der Notwendigkeit zur stärkeren Marktaufteilung ändert auch nicht, dass es in gewissem Umfang "wilde" Terminierung in die Mobilfunknetze gibt. Diese erfolgt beispielsweise über so genannte GSM-Switches. Das sind Geräte mit vielen eingebauten "Handys" bzw. GSM-Modems, wobei jedes Modem ein Telefonat in ein Netz vermitteln kann. Diese Modems sind zumeist mit SIM-Karten bestückt, die günstige netzinterne Telefonate ermöglichen. In einem GSM-Switch befinden sich dann Modems für alle vier Netze.

Jedoch kann der GSM-Switch prinzipbedingt die Rufnummer des Anrufers nicht übermitteln, und die Sprachqualität ist manchmal etwas schlechter, da eine zweite Mobilfunkverbindung hinzu kommt. Unseren Informationen zufolge schalten die Netzbetreiber die SIM-Karten in den GSM-Switches auch immer wieder mal ab, zumeist mit Verweis auf ihre Geschäftsbedingungen. Diese verbieten zumindest bei den Rahmenvertragskarten, die für den Einsatz in GSM-Switches besonders interessant sind, einen Weiterverkauf der Leistung. Damit verteidigen die Netzbetreiber ihr Terminierungs-Monopol.

Ein anderer Weg der "wilden" Terminierung ist das Re-Routing über ausländische Netze, die vereinzelt noch günstige Entgelte für die Terminierung in die Mobilnetze bezahlen. Aber auch hier ist die Qualität teilweise beeinträchtigt, insbesondere der Verbindungsaufbau dauert länger, und die Sprachqualität leidet oft leicht wegen der Wandlung zwischen verschiedenen Standards. Damit ist diese Form der Terminierung nicht vergleichbar der direkten Übergabe der Gespräche.

EU-Kommission

Die EU-Kommission beobachtet das Vorgehen der Netzbetreiber bereits seit Jahren aufmerksam. Bereits vor vier Jahren wurden hohe Roamingpreise bemängelt. Doch beim Roaming war es dem Wettbewerbs-Kommissar Mario Monti bisher nicht vergönnt, die Tarife nachhaltig zu senken. Und so könnte auch beim Thema Terminierung noch etliche Zeit ins Land geheben, bevor sich die Preise ändern.