weltweit

Digitales Radio - Einführung geht schleppend voran

Die Technik funktioniert, doch es fehlen die Empfangsgeräte
Von Volker Schäfer

Die Idee, digitales Radio im Lang-, Mittel- und Kurzwellenbereich einzuführen, ist nicht neu. Testsendungen laufen bereits seit einigen Jahren und einige besonders engagierte Rundfunkanstalten wie zum Beispiel die Deutsche Welle haben inzwischen sogar den Regelbetrieb aufgenommen. Die Technik funktioniert, die Sendungen klingen fast wie ein UKW-Stereo-Signal und können nahezu weltweit empfangen werden.

Einziger Haken: Es gibt noch immer keine Empfangsgeräte. Im Mai wurde zwar mit dem Mayah DRM2010 das erste kommerziell vertriebene Gerät eingeführt. Technisch überzeugt es jedoch noch nicht und der Verkaufspreis um 800 Euro ist für die breite Masse der Radiofans viel zu hoch.

Neue Empfänger frühestens zur IFA

Auf der Fachmesse IBC (International Broadcasting Convention) im Amsterdam machten die Mitglieder des VLF net-Konsortiums auch wenig Hoffnung, dass sich daran in kurzer Zeit etwas ändert. Das Problem: Für den DRM-Empfang sind immer noch aufwändige und teure Baugruppen erforderlich. Verschiedene Firmen arbeiten zwar an einer Ein-Chip-Lösung, die die Empfänger-Preise deutlich nach unten treiben könnte. Doch die Liefertermine für solche Chips haben sich immer wieder verzögert.

Wie auf der IBC zu erfahren war, rechnet man inzwischen nicht vor Mitte nächsten Jahres mit den ersten Chips. Optimisten hoffen, zur Internationalen Funkausstellung in knapp einem Jahr erste Muster neuer, preiswerter Empfänger zeigen zu können. Zum Weihnachtsgeschäft hofft man, die ersten Geräte im Handel zu haben.

Wer schon jetzt preiswert DRM-Sendungen empfangen möchte, ist darauf angewiesen, einen PC zu nutzen. So ist es möglich, einen bestehenden Kurzwellenempfänger so umzurüsten, dass er in Verbindung mit einer im Internet kostenlos erhältlichen Software die weltumspannenden Digitalradio-Signale decodieren kann.

USB-Blackbox für rund 230 Euro

Eine Alternative, die in den nächsten Monaten in den Handel kommt, wurde auf der IBC vorgestellt. Es handelt sich um eine kleine, unscheinbare Blackbox mit USB- und Antennen-Anschluss. Digital World Traveller nennt sich die kleine Wunderkiste, die hauptsächlich für Reisende gedacht ist, die in Verbindung mit einem Laptop internationales Radio empfangen möchten.

Schon Anfang Oktober soll das Gerät für rund 230 Euro im Handel erhältlich sein. Damit wäre die USB-Lösung deutlich preiswerter als der Stand-alone-Empfänger aus dem Hause Mayah. Wie das Mayah-Gerät wurde auch der Digital World Traveller maßgeblich von der Firma Coding Technologies [Link entfernt] mitentwickelt. Erste Prototypen wurden schon vor einem Jahr vorgestellt, doch nun ist das fertige Produkt marktreif und in Kürze im Handel.

Die mitgelieferte PC-Software ist für die Decodierung der digitalen Radioprogramme verantwortlich. Sie läuft nach Hersteller-Angaben unter Windows 2000 und Windows XP. Als Antenne wird ein kleiner Draht mitgeliefert, wobei eine externe Antenne deutlich bessere Empfangsergebnisse verspricht.

Auf dem PC-Monitor findet man Daten über den eingestellten Sender und die Empfangsqualität. Zusätzlich können Datendienste dargestellt werden, wenn der jeweilige Programmanbieter welche ausstrahlt. Neben DRM empfängt der USB-Receiver auch analoge Radiosignale auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle sowie auch auf UKW.

Das Gerät benötigt keine eigene Stromversorgung und wird direkt aus dem PC mit Netzspannung versorgt. Zur Empfangsleistung kann man derzeit noch nicht viel sagen, da auf einer Messe naturgemäß keine realistischen Empfangsbedingungen herrschen. Nach Aussagen von Coding Technologies-Mitarbeitern auf dem IBC-Messestand soll die Empfangsqualität allerdings sogar besser sein als mit dem Mayah-Receiver.