vergiftet

Editorial: "Blausäure jetzt bei Karstadt.de"

Wenn schon Suchmaschinen-Spamming, dann richtig
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Samstag Abend, im Fernsehen läuft ein Krimi. Die Mörderin erschleicht sich das Vertrauen eines Mannes, und vergiftet ihn dann, indem sie Blausäure ins Getränk mischt. Der Autor dieser Zeilen wundert sich, ob das wirklich so einfach geht, wie im Film dargestellt. Blausäure müsste doch riech- und schmeckbar sein. Das Mordopfer war der Filmgeschichte nach vorgewarnt, es müsste merken, dass irgendetwas komisch ist. Und so befragt der Autor "google", um mehr über "Blausäure" herauszufinden.

Auf Platz 9 der Suchergebnisse dann der Treffer, den keiner erwartet hat: "Blausäure jetzt bei Karstadt.de" steht dort in großen Buchstaben. Und weiter: "Besuchen Sie uns online und bestellen Sie bequem bei Karstadt, Blausäure."

Will der Kaufhaus-Konzern wirklich, dass seine Kunden sich vergiften? Ein Klick auf den Link bringt Entwarnung. Es erscheint eine Seite, auf der neu erschienene Hörbucher verkauft werden. Von "Blausäure" weit und breit keine Spur.

Aber warum dann die Werbung für das Gift? Im Endeffekt dürfte wohl klassisches Suchmaschinen-Spamming vorliegen, durchgeführt von wenig taktvollen Marketing-Experten. Den Begriff "jetzt bei Karstadt.de" findet google auf der Site "www.karstadt-media.de" allein 16000 mal. Neben Blausäure gibt es auch eine Junghans Uhr, ein XBox-Spiel oder ein C++ Handbuch "jetzt bei Karstadt.de". Klickt man auf einen dieser Links, wird der Browser jedoch umgehend von karstadt-media.de zunächst auf eine Zählseite und dann auf karstadt.de weitergeleitet. Vermutlich werden Anfragen der Spider von google und den anderen Suchmaschinen auf karstadt-media.de hingegen nicht weitergeleitet, sondern mit den oben zitierten Inhalten zu Blausäure und Junghans-Uhren befüttert. Die Suchmaschinen legen diese dann brav in ihren Index.

Wenn wenigstens die Marketingabteilung von Karstadt beim Suchmaschinen-Spamming besser aufgepasst hätte. Denn der Titel "Krimis zu Blausäure jetzt bei Karstadt.de" wäre unverfänglich gewesen, wenn dann auf entsprechende Titel weitergeleitet wird. So stellt sich Karstadt aber auf eine Stufe mit diversen anderen Spammern, die uns die Nutzung des Internets zunehmend erschweren.

Ach ja, zurück zum Krimi: Etwa die Hälfte der Menschen kann Blausäure tatsächlich nicht riechen. Die anderen erkennt das Gift hingegen am intensiven Bittermandelgeruch.