Einheit

TV-Kabelnetz wieder in einer Hand

Kartellamt muss Übernahmen von ish, iesy und Kabel BW noch absegnen
Von dpa /

Mehr als 17 Millionen Haushalte in Deutschland werden künftig ihre TV-Programme voraussichtlich schon bald nur noch über einen großen Kabelnetzbetreiber beziehen. Zum Preis von insgesamt 2,7 Milliarden Euro erwirbt die Kabel Deutschland GmbH (München) die Betreiber ish (Nordrhein-Westfalen), iesy (Hessen) und Kabel Baden-Württemberg. Das teilte das Unternehmen heute in Unterföhring bei München mit. Genehmigt das Bundeskartellamt die Milliarden schwere Akquisition, befindet sich das ehemalige Telekom-Kabelnetz wieder vollständig in der Hand eines Anbieters.

Mit dem Zukauf sei die Grundlage geschaffen, möglichst vielen TV-Haushalten in Deutschland ein vielfältiges, attraktives und kostengünstiges Digital-TV-Programm und zusätzliche Dienste wie den schnellen Internetzugang anzubieten, hieß es in der KDG-Mitteilung weiter. Die Transaktion gilt als eine der größten Akquisitionen in der Branche in den vergangenen Jahren.

KDG-Geschäftsführer Roland Steindorf zeigte sich in einem Gespräch mit der dpa zuversichtlich, dass die obersten Wettbewerbshüter den Zukauf durchwinken werden: "Wir haben gute Argumente, dass uns das Kartellamt folgen wird", sagte er. Eine Entscheidung erwartet Steindorf im vierten Quartal dieses Jahres. Die TV-Zuschauer hätten mit Kabel-TV, Satelliten-Fernsehen und terrestrisches TV eine breite Auswahl.

Investitionen von über 500 Millionen Euro geplant

Mit den Eigentümern von ish, iesy und Kabel Baden-Württemberg vereinbarte die KDB eine 100-prozentige Übernahme. In den nächsten drei Jahren wollen die Münchner 500 Millionen Euro in neue Produkte investieren und die Digitalisierung vorantreiben. Finanziert werden soll die Übernahme nach Angaben aus Branchenkreisen durch Bankkredite und eine Hochzinsanleihe. Die KDG (1 Mrd. Euro Umsatz) hat mit dem Zukauf Experten zufolge einen Unternehmenswert von fünf Milliarden bis 6 Milliarden Euro.

Für die neuen Kunden - ish kommt alleine auf rund vier Millionen - wird sich nach den Worten von Steindorf nichts ändern. Auch die regionalen Strukturen der drei Firmen mit Sitz in Köln, Frankfurt und Heidelberg sollen erhalten bleiben. Für die 900 Arbeitsplätze bei ish gebe es eine einjährige Bestandsgarantie. "Durch den Zusammenschluss wird eine deutschlandweite Plattform geschaffen, die dem ganzen Markt nutzt und deshalb allen Beteiligten sinnvoll erscheint", erklärte ish-Geschäftsführer James Bonsall.

Unter den drei neuen KDG-Gesellschaften gelten die Kölner als Filetstück. Dabei hat das Unternehmen einen harten Sanierungskurs hinter sich. Der frühere Eigentümer Callahan hatte sich am Kaufpreis und den Investitionen verhoben. Vollmundige Versprechungen, digitales TV, Telefonie und Internet aus einer Hand zu bieten, konnte ish nicht halten.

Einschränkung der Medienvielfalt in NRW befürchtet

Telefonie über das Kabelnetz wurde zunächst eingestellt. Als erster Kabelnetzbetreiber kündigte ish Ende vergangenen Jahres digitales TV an. Doch die Kundenzahlen lassen noch zu wünschen übrig. Das soll jetzt unter dem Dach der KDG anders werden.

Doch die Zusammenballung von neuer Kabelmacht stößt nicht überall auf Gegenliebe: So fürchtet unter anderem die Landesmedienanstalt in Nordrhein-Westfalen eine Einschränkung der Medienvielfalt. "Wir würden zurückfallen auf eine Monopolsituation, wie wir sie schon einmal gehabt haben, als das Kabel noch im Besitz der Telekom war", meint LfM-Direktor Norbert Schneider. "Einen Fortschritt kann man das nicht nennen".