Media Player

Microsoft muss mit EU-Rekordstrafe rechnen

Software-Konzern hält Maßnahme Montis für "ungerechtfertigt"
Von AFP / Marie-Anne Winter

EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti will gegen den US-Softwarekonzern Microsoft eine Rekord-Geldstrafe in Höhe von fast 500 Millionen Euro wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung verhängen. Wie aus EU-Kreisen in Brüssel verlautete, muss Microsoft mit 497 Millionen Euro rechnen. Dies wäre die höchste Strafe, die die Brüsseler Kartellbehörde jemals gegen ein einzelnes Unternehmen verhängt hat. Ein Sprecher des US-Konzerns nannte die Entscheidung "ungerechtfertigt" und kündigte rechtliche Schritte an.

Im Streit zwischen dem US-Konzern und der EU-Behörde geht es in erster Linie um die Verknüpfung von Anwenderprogrammen mit dem auf neun von zehn PCs installierten Betriebssystem Windows. Seit Jahren werfen Konkurrenten dem Software-Giganten vor, ihnen mit dieser Praxis das Wasser abzugraben. Konkret geht es um den Windows Media Player. So klagen etwa die US-Firmen Apple und RealNetworks, ihre Software zum Abspielen von Audio- und Videodateien habe wegen der Verknüpfung des Media Player mit Windows auf dem Markt keine Chance.

Monti will seine Entscheidung gegen Microsoft nach vierjährigen Untersuchun gen am Mittwoch verkünden. In der vergangenen Woche waren seine Verhandlungen mit Microsoft-Vorstandschef Steve Ballmer endgültig gescheitert. Die EU wirft dem Unternehmen vor, es nutze sein Monopol beim Betriebssystem Windows aus, um seine Anwendungsprogramme besser vermarkten zu können. Monti prüft schon seit Februar 2000 Vorwürfe illegaler Geschäftspraktiken des Software-Riesen.

Bislang war angenommen worden, das Bußgeld gegen den weltweit führenden Software-Hersteller werde maximal bei 200 Millionen Euro liegen. Im Extremfall könnte die EU Strafen in Höhe von bis zu zehn Prozent des weltweiten Umsatzes verhängen, also über drei Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro). Bislang blieb die EU aber immer weit unter der möglichen Höchststrafe. Die bislang höchste Strafe verhängte die EU-Kartellbehörde mit 462 Millionen Euro im Jahr 2001 gegen den Schweizer Pharmakonzern Hoffmann-La Roche.

Ein Strafgeld in dieser Höhe sei für Microsoft nicht nachvollziehbar, sagte Konzernsprecher Lou Gellos in New York. Die Sanktionsmaßnahme hänge mit der Unfähigkeit zu einer Einigung in einem einzigen Streitpunkt zusammen. Dabei sei es um eine Neugestaltung von Windows-Anwendungen wie dem Media Player gegangen.