CeBIT-Orakel

CeBIT 2004: Mehr Tops als Flops?

Auch in diesem Jahr geben die Experten von Mummert Consulting ihre Tipps ab
Von Marie-Anne Winter

In vier Wochen ist es wieder soweit: Die CeBIT 2004 lockt die IT-Branche nach Hannover. Für die Marktbeobachter von Mummert Consulting ist das ein Anlass, ihren diesjährigen Tipp abzugeben. Einige der Topthemen der letzten Messe - M-Business und WLAN - haben tatsächlich die erwarteten Trends gesetzt. Beim M-Business stehen laut Mummert Consulting mittlerweile 85 Prozent der Privatkunden und fast alle Geschäftsleute der mobilen Geschäftsabwicklung per Handy, Notebook oder Handheld-PC positiv gegenüber.

Sehr erfolgreich entwickelte sich auch WLAN. Viele hoch frequentierte Orte wie Flughäfen, Hotels oder Bahnhöfe bieten mittlerweile diesen drahtlosen Zugang ins Internet. Die Zahl der so genannten Hotspots wird voraussichtlich von derzeit rund 32 000 auf 135 000 im Jahre 2006 steigen. Die heutige Zahl von rund 1,5 Millionen registrierten Nutzern soll in diesem Zeitraum auf 23 Millionen anwachsen.

Multifunktions-Handys verdrängen PDAs

Demgegenüber haben sich Taschencomputer, die so genannten Personal Digital Assistants (PDAs), als Flop erwiesen. Einer aktuellen Studie zufolge werden die Computer im Miniformat zunehmend durch Mobiltelefone verdrängt. Denn moderne Handys verfügen ebenfalls über sinnvoll einsetzbare Funktionen wie Terminkalender und Adressbuch. Der Umsatz der PDAs ist im vergangenen Jahr um mehr als fünf Prozent gesunken.

Aber in der Vergangenheit hat die CeBIT schon zahlreiche weiteren Flops gesehen. 1997 wurde das interaktive Fernsehen angekündigt. Es sollte die PC-Technologie ins Wohnzimmer bringen. Bis heute ist kaum etwas davon realisiert worden. Die Wiedervorlage dieses Themas erfolgt laut Expertenmeinung frühestens im Jahr 2006.

Ähnlich erging es der Datenübertragung per Satellit - dem Flop des Jahres 1998. Der Satellitenempfang sollte lange vor DSL das schnelle Internet der Zukunft liefern. Doch bis heute ist das Internet aus dem Orbit ein Nischenmarkt geblieben. Ein ähnliches Schicksal wurde auch der Spracherkennungssoftware zuteil: Sie sollte mit der CeBIT 1999 den Siegeszug antreten - doch bis heute führt kaum ein Weg an der Tastatur vorbei.

Auch UMTS, das Flopthema der CeBIT 2002, hinkt weiterhin den Versprechungen hinterher. Zwar gingen in Deutschland mittlerweile die Netze der dritten Mobilfunkgeneration in (Test-)Betrieb - aber vom großen Marktdurchbruch ist längst noch nicht die Rede. Die Anbieter haben sich zur vergangenen CeBIT in Tiefstapelei geübt und halten sich auch weiterhin zurück. Immerhin ist ein erstes kommerzielles UMTS-Angebot von Vodafone D2 seit gestern in Deutschland verfügbar, E-Plus und o2 Germany wollen auf der CeBIT erste Dienste vorstellen. Doch von der schönen, bunten Multimediarevolution per UMTS ist noch immer wenig zu spüren.

Der DSL-Boom kam wie erwartet

Doch es gab auch Tops: Als Hit 2002 entpuppten sich "schlaue" Handys - Mobiltelefone mit Organizer-Funktionen. Der Absatz dieser Smartphones kletterte 2003 um 181 Prozent auf 9,6 Millionen. Im Jahre 2001 lagen die Aussteller mit dem prognostizierten Siegeszug von DSL richtig: 2003 existierten schon rund 4,7 Millionen DSL-Anschlüsse in Deutschland, über 40 Prozent mehr als im Vorjahr. 2000 rückte das Thema IT-Sicherheit in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Grund: Im Februar jenes Jahres wurden große Online-Shops mit Tausenden von Scheinanfragen lahm gelegt. Dementsprechend rege war das Interesse an Sicherheitssoftware auf der CeBIT. Studien gehen davon aus, dass der weltweite Markt für diverse Schutzmaßnahmen von 17 Milliarden Dollar (2001) auf 45 Milliarden (2006) steigen wird. Und angesichts der jüngsten Schädlingsepidemien etwa durch Mydoom und Doomjuice wird IT-Sicherheit wieder zu den Top-Themen der CeBIT gehören.

Im Freizeitsektor hat besonders die digitale Fotografie mit Riesenschritten den Markt erobert. Deshalb sehen die Mummert-Experten hier ein weiteres Top-Thema. Unter den Tops aus dem Spektrum konsumentennaher Geräte sieht Mummert auch wieder Laptops. Mit hohen Zuwachsraten seien sie dabei, die Zeiten voluminöser Computer-Hardware bei privaten Nutzern zu beenden.