Internet-Telefonie

USA: Voice-over-IP mit Kundenzuwachs

Fehlende Regulierung bereitet Unternehmen und Staatsorganen Kopfschmerzen
Von Thomas Wischniewski

Die Zeichen mehren sich: Die Internet-Telefonie scheint tatsächlich vor dem Durchbruch zu stehen - sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Deutschland. Bereits Ende letzten Jahres berichteten wir, dass sowohl der Telekomkonzern AT&T als auch der Kabelnetzbetreiber Time Warner Cable angekündigt haben, dass sie ihre Angebote für Endkunden 2004 ausbauen wollen. In Deutschland haben jüngst die Deutsche Telekom und deren größter Wettbewerber im Festnetz, Arcor, erklärt, den Festnetzanschluss langfristig auf die Internet-Übertragungstechnologie umzustellen.

Voice-over-IP-Anbieter Vonage mit starkem Kundenzuwachs

In den USA scheint mit Voice-over-IP (VoIP) tatsächlich schon richtig Umsatz gemacht zu werden. So hat der amerikanische VoIP-Anbieter Vonage in wenigen Monaten 100 000 Teilnehmer für seinen Dienst gewinnen können. Alleine im Januar 2004 wurden 15 000 Neukunden verzeichnet. Bis Ende des Jahres will der Anbieter aus New Jersey 250 000 Kunden bedienen. Die internationale Auweitung des Geschäftes ist in Planung.

Der unbestrittene Vorteil von Voice-over-IP gegenüber der klassischen Telefonie ist der geringe Preis für den Endkunden. Bei Vonage erhalten Nutzer bereits für 15 US-Dollar monatlich 500 Minuten für Inlandsgespräche. Eine "Flatrate" ohne Minutenbegrenzung für Inlandsgespräche und Gespräche nach Kanada kostet monatlich nur 35 Dollar. Auch die Kosten für internationale Verbindungen lassen sich sehen: Nach Hongkong kostet die Minute fünf US-Cent, nach Sydney bezahlt ein Vonage-Kunde sechs US-Cent, nach Moskau fallen ebenfalls fünf Cent an.

Über den Vonage-VoIP-Service sind alle Telefonanschlüsse erreichbar. Einzige technische Voraussetzungen für den Vonage-Anschluss sind ein IP-Telefon-Adapter und ein DSL-Anschluss.

Auch Regulierung steckt noch in den Startlöchern

Wo in relativ knapper Zeit große Umsätze generiert werden, sind gewöhnlicherweise Regulierungsorgane nicht fern. Das ist in den USA nicht anders. Bisher lag die VoIP-Telefonie über die öffentlichen Netze in einer rechtlichen Grauzone. Mit dem sich anbahnenden Erfolg sind in den USA aber die Regulierer aktiv geworden. Laut einer Meldung von Pressetext.at [Link entfernt] soll in den Vereinigten Staaten jetzt untersucht werden, ob Vonage die Auflagen für Telefonnetzbetreiber beachten muss.

Die Regulierung der VoIP-Telefonie scheint indes nicht leicht: Das US-Justizministerium hatte laut einem Bericht der Website UMTS-Report um weitere Zeit für Vorschläge zur Regulierung gebeten. Zunächst müsse geklärt werden, wie Telefongespräche, die über das Internet geführt werden, notfalls überwacht werden könnten. Auslöser war eine Anfrage des FBI bei der US-Behörde für Telekommunikation und Fernmeldewesen (FCC). Die FCC prüft derzeit eine Regulierung für den VoIP-Standard. Aber nicht nur Staatsorgane, auch Wirtschaftsunternehmen ist an einer Regulierung gelegen. Der Telekomkonzern AT&T etwa hat die Behörden in den USA gebeten, für das schnell wachsende Segment Regulierungen und Gesetze möglichst bald festzulegen, so dass etwaige Zusatzkosten oder regulatorische Beschränkungen bei der Planung der Dienste einkalkuliert werden können.