Keine "stille Alarmierung"

Mangelhaft: Geplanter Digitalfunk für Rettungskräfte

Experten bemängeln, dass die Notfall-Alarmierung vieler Helfer nur begrenzt möglich sein wird
Von Thomas Wischniewski / dpa

Der bundesweit geplante Digitalfunk für Sicherheitskräfte bleibt weiter im Kreuzfeuer der Kritik. Das System, das bis 2010 voll funktionstüchtig sein soll, ist vor allem auf den für Sicherheitsbehörden wichtigen Sprechfunk ausgelegt. Ursprünglich war als Starttermin bereits die Fußball-WM 2006 in Deutschland anvisiert.

Auf einer Fachkonferenz der Rettungskräfte in Berlin bemängelten Experten scharf das geplante System. So hieß es unter anderem, dass der geplante Digitalfunk für Sicherheitskräfte den Bedürfnissen der freiwilligen Feuerwehren und Hilfsorganisationen nicht gerecht werde. Als entscheidender Mangel wurde hervorgehoben, dass die Notfall-Alarmierung über das künftige System nur begrenzt möglich sein werde.

Nach den Beschlüssen der Innenministerkonferenz wird etwa die so genannte "stille Alarmierung" von großen Gruppen freiwilliger Helfer nur außerhalb von Gebäuden möglich sein. Dieser Systemfehler irritiert um so mehr, als sich die Innenminister von Bund und Ländern erst nach langem Streit auf ein Finanzierungskonzept für die zukunftsweisende Technologie verständigen konnten.

Angelika Griebner, Pressesprecherin des Fachforums, hält diese Regelung zwar für die Polizei durchaus noch für hinnehmbar. Für die 1,4 Millionen Mitglieder von Feuerwehren, Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen sei die ständige Alarm-Erreichbarkeit aber unverzichtbar. Besonders wichtig sei es nun mal, dass die Helfer in kürzester Zeit alarmiert werden könnten.

Nach Abhilfe für diese Situation wird allerdings schon gesucht. Derzeit gebe es Pilotprojekte, mit denen getestet wird, wie der künftige Digitalfunk ergänzt werden könne, sagte Griebner weiter. Eine denkbare Alternative sei etwa, die freiwilligen Helfer mit so genannten Pagern auszustatten. Diese Geräte funktionieren auch in Tiefgaragen und Kellern. Der Vorteil dieser Form der Alarmierung wäre, dass der Ausbau neuer und teurer Sendestandorte vermieden werden könne. Die Anschaffung der Pager selbst sei vergleichsweise günstig.

Erst im Dezember hatten Bund und Länder nach jahrelangem Streit die Einführung des abhörsicheren Digitalfunks für Sicherheitsbehörden und -organisationen beschlossen. Damit soll das 50 Jahre alte analoge Netz abgelöst werden. Dieses hatte zuletzt bei der Flutkatastrophe 2002 für Kommunikationsprobleme zwischen den verschiedenen Einsatzkräften gesorgt. Bisher war der Digitalfunk aus Kostengründen immer wieder aufgeschoben worden.