Wieder mal Klassenbester

Preiskampf im Handymarkt beendet?

Nokia rechnet mit "gesundem Umsatz" für das kommende Geschäftsjahr.
Von Thomas Wischniewski

Nokia, der weltgrößte Hersteller von Mobiltelefonen, zeigt sich zuversichtlich, dass sich in Zukunft die Durchschnittspreise für Handys wieder stabilisieren. In den vergangenen Quartalen hatte auch der Branchenprimus mit dem Preiskampf in der Branche zu kämpfen. Schon im laufenden vierten Quartal sollen sich die Preise allerdings wieder festigen.

Konzernchef Jorma Ollila, kürzlich erst vom Wall Street Journal gemeinsam mit CNBC Europe [Link entfernt] und dem Management-Institut IMD zur führenden Persönlichkeit des europäischen Wirtschaftslebens gekürt, zeigt sich zuversichtlich. Bei der halbjährlichen Analystenkonferenz tat er seine Hoffnung kund, dass "sich die Stabilisierung der Durchschnittspreise im nächsten Jahr fortsetzen wird. Das bedeutet, dass wir nächstes Jahr einen gesunden Umsatz haben dürften", zitiert ihn die Financial Times Deutschland [Link entfernt] . Allerdings hänge dies auch von den Auswirkungen des momentan schwachen Dollar und vom tatsächlich verkauften Produktmix ab.

Jährliches Umsatzwachstum von zehn Prozent angestrebt

Dem Trend zum Billighandy und die starke Nachfrage nach solchen Modellen will Ollila mit teureren Handys entgegentreten. Mobiltelefone mit Zusatzfunktionen wie Kameras, Radios oder Fernsehempfang sowie mobile Spielekonsolen sollen helfen, den Umsatz trotz Preisverfalls zu steigern. Langfristig wird von den Finnen ein jährliches Umsatzwachstum von mindestens zehn Prozent angestrebt.

Die gesamte Branche wird nach Einschätzungen der Finnen im kommenden Jahr mehr als zehn Prozent mehr Handys verkaufen. Und dies, nachdem sich der Absatz im Jahre 2003 schon auf insgesamt 460 Millionen Stück beläuft. Nokia - ganz Primus der Branche - prognostiziert für das eigene Unternehmen gar ein noch schnelleres Wachstum. Ein weltweiter Marktanteil von nahezu 40 Prozent soll noch im vierten Quartal erreicht werden. Wirklich überraschend sind diese Meldungen nicht, konnte Nokia in der Vergangenheit immer wieder mit exzellenten Betriebsergebnissen aufwarten.

Angetrieben soll der weitere Wachstumskurs durch den angekündigten Konzernumbau zum Jahresbeginn. Statt bisher drei sollen dann vier Sparten den weiteren Umsatz sichern. Das Handy-Geschäft wird dazu in zwei Sparten aufgeteilt. Die neue Nokia-Unternehmenstruktur besteht dann aus den vier Sparten Handy, Multimedia, Netzausrüstung und Lösungen für Unternehmenskunden. Besonders angekurbelt werden soll das Geschäft dabei durch zwei Motoren: Einerseits die Sparte Multimedia, die sich künftig auf Handys mit Zusatzfunktionen sowie die Spielekonsole N-Gage konzentriert, andererseits durch die neue Sparte "Enterprise Solutions", die auf Technologielösungen und Handys für Unternehmen zugeschnitten ist. Handys ohne Zusatzfunktionen werden künftig in der Sparte "Mobile Phones" zusammengefasst.

Laut Ollila steuert diese Sparte im laufenden Quartal 65 Prozent des Konzernumsatzes bei. Die Sparte Multimedia sorgt im selben Zeitraum für etwas mehr als zehn Prozent des Umsatzes. Auf Grund hoher Investitionen fuhr dieser Bereich allerdings insgesamt einen Betriebsverlust ein. Zu Ende 2004 wird aber auch in dieser Sparte mit einem positiven Betriebsergebnis gerechnet. Der Bereich "Enterprise Solutions" trägt derzeit einen Umsatzanteil von nur fünf Prozent zum Gesamtbetriebsergebnis bei.

Auf Prognosen zum Erfolg von N-Gage verzichtet Nokia zunächst

Bei der Einschätzung des zukünftigen eigenen Erfolges im Markt der mobilen Spielekonsolen geben sich die Marktführer momentan noch bescheiden. Ob man Erfolg habe, werde sich erst Ende 2005 abzeichnen: "Der Verkauf von sechs Millionen brandneuen Geräten zu einem relativ hohen Preis gelingt nicht mit einem Fingerschnippen", so der derzeitige Chef der Mobiltelefonsparte, Anssi Vanjoki. Um den Erfolg des jüngst eigeführten N-Gage beurteilen zu können, seien mindestens drei Weihnachtsgeschäfte notwendig, so Vanjoki. Der 47-jährige Finne übernimmt zum Jahresbeginn die Wachstumssparte Multimedia und wird von Experten als möglicher Nachfolger Ollilas gehandelt.

Die kombinierten Märkte der gewöhnlichen Handys, der Multimedia-Telefone und der Angebote für Unternehmenskunden stellen laut Financial Times Deutschland für Nokia ein Marktpotenzial von 200 Milliarden Euro dar.