gefährliches Spiel

Schwere Vorwürfe in EU-Verfahren gegen Microsoft

Branchenverband: Softwaregigant setzt Zeugen unter Druck
Von AFP / Hayo Lücke

Am letzten Tag der Anhörung im Wettbewerbsstreit zwischen der Europäischen Kommission und Microsoft hat der Branchenverband CCIA schwere Vorwürfe gegen den US-Softwaregiganten erhoben. Microsoft setze Kunden und Konkurrenten unter Druck, damit sie in Brüssel keine Aussage machten, sagte CCIA-Präsident Ed Black. In der Computer and Communications Industry Association (CCIA) sind große IT-Unternehmen wie Oracle, Nokia und Sun Microsystems vertreten.

Die EU-Wettbewerbshüter prüfen schon seit Februar 2000 Vorwürfe illegaler Geschäftspraktiken von Microsoft. Die Kommission wirft dem Softwareriesen vor, seine beherrschende Stellung bei Personalcomputern auf einfache Server für PC-Netze in Unternehmen zu übertragen. Außerdem versuche Microsoft durch die Verknüpfung seines Media-Players mit dem auf 90 Prozent aller PCs weltweit installierten Windows-Betriebssystem, Konkurrenzprodukte wie RealPlayer und Apple QuickTime vom Markt zu drängen.

Wie der CCIA-Präsident behauptet, kämpft der vom US-Milliardär Bill Gates gegründete Konzern nun auch mit unlauteren Mitteln darum, die Brüsseler Kommissare von einer Entscheidung gegen Microsoft abzubringen. Manager verschiedener Unternehmen "haben mir gesagt, dass sie gerne gekommen wären, dass es für sie aber zu gefährlich sei", sagte Black. "Wenn Sie in Ihrem Unternehmen 5 000 Computer haben, werden Sie früher oder später auf die Hilfe von Microsoft angewiesen sein."

Black forderte die Kommission auf, sich nicht auf einen faulen Kompromiss einzulassen. Im Extremfall könnte Brüssel Strafen in Höhe von bis zu zehn Prozent des weltweiten Microsoft-Umsatzes verhängen, das wären rund drei Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro). Die Entscheidung der Brüsseler Wettbewerbshüter wird allerdings erst im Frühjahr 2004 erwartet.

Wie unterdessen in New York bekannt wurde, verkaufte Microsoft-Gründer Gates bereits am vergangenen Dienstag fast zwei Millionen Aktien seines Unternehmens für 52 Millionen Dollar. Ein Grund dafür ging aus den bei der New Yorker Börsenaufsicht (SEC) hinterlegten Dokumenten über den Verkauf nicht hervor. In Bill Gates' Besitz verbleiben demnach noch knapp 1,2 Milliarden Microsoft-Aktien.