Androhung

Brüssel droht Microsoft Geldstrafe an (aktualisiert)

Wettbewerbsbehinderung durch Verknüpfung des Media Players mit Windows
Von AFP / Hayo Lücke

Die EU-Kommission will dem US-Softwareriesen Microsoft eine Geldstrafe aufbrummen, falls der Konzern nicht etwas gegen seine marktbeherrschende Stellung unternimmt. Brüssel räumte dem Hersteller des "Windows"-Betriebssystems eine letzte Gelegenheit zu Stellungnahmen ein, bevor die Untersuchungen abgeschlossen werden. Zu diesem Zweck sandte die EU-Kommission Microsoft eine so genannte Mitteilung von Beschwerdepunkten zu. Ein Sprecher von Wettbewerbskommissar Mario Monti sagte in Brüssel, dass eine solche Mitteilung stets die Androhung von Geldstrafen beinhaltet.

Die Kommission wirft Microsoft vor, seine beherrschende Stellung bei Personalcomputern auf einfache Server für PC-Netze in Unternehmen zu übertragen und durch die Verknüpfung seines Media-Player-Programms mit dem Windows-Betriebssystem den Wettbewerb zu behindern. Brüssel stütze sich auf die "bei einer Vielzahl von Verbrauchern, Lieferanten und Wettbewerbern gesammelten Beweismittel", die frühere Ergebnisse der Kommission "bestätigt und untermauert" hätten, hieß es weiter.

In einer "umfassenden Marktuntersuchung" gab Brüssel zufolge die überwältigende Mehrheit der befragten Unternehmen an, sie seien durch die Praktiken von Microsoft bei der Auswahl von Serverprodukten erheblich beeinflusst worden. Weil Microsoft keine Schnittstelleninformationen weitergebe, könnten die Server der Wettbewerber nicht zufriedenstellend mit Windows-betriebenen PC- und Serversystemen kommunizieren. Daher sähen sich viele Unternehmen gezwungen, immer wieder auf Microsoft-Produkte zurückzugreifen.

Der zweite Kritikpunkt bezieht sich auf die Verknüpfung vom Windows Media Player, einem Programm zur Wiedergabe von Bild- und Tondateien, mit dem Betriebssystem von Windows. Die "Allgegenwart" des Windows Media Player in Personalcomputern zwinge zum Beispiel Softwarefirmen und Anbieter von Internet-Inhalten, ihre Produktentwicklung auf das Microsoft-Programm hin auszurichten, bemängelte die Kommission.

Die EU-Wettbewerbshüter prüfen schon seit Februar 2000 Vorwürfe illegaler Geschäftspraktiken von Microsoft. Die Beschwerde war von Sun Microsystems angestoßen worden. Im Februar dieses Jahres hatte die Firma dann gemeinsam mit anderen Unternehmen wie dem Softwarekonzern Oracle, dem Handybauer Nokia und dem Medienkonzern AOL Time Warner in Brüssel eine weitere Beschwerde gegen Microsoft in Brüssel wegen des Betriebssystems Windows XP eingereicht.

Der US-Softwareriese Microsoft nimmt die Untersuchung der EU-Kommission nach eigenen Angaben "sehr ernst". Das Unternehmen werde ausführlich auf die Beschwerden Brüssels antworten, sagte ein Microsoft-Sprecher am Mittwoch auf Anfrage. Noch liege das jüngste Schreiben der Brüsseler Wettbewerbshüter aber nicht vor. Microsoft werde weiterhin alles dafür tun, um einen positiven Ausgang der Auseinandersetzung zu erreichen, sagte der Sprecher weiter.