Kunden sind Gold wert

USA: Neue Preisschlacht bei den Mobilfunkanbietern

Ab Ende November mögliche Rufnummernportierung führt zu zahlreichen Sonderangeboten
Von Hayo Lücke

In den USA bestimmt in diesen Tagen ein neuer Preiskrieg den Mobilfunkmarkt. Die sechs Mobilfunkanbieter wollen damit der Wechselabsicht von schätzungsweise etwa zehn bis dreißig Millionen Kunden entgegensteuern, die von der ab Ende November möglichen Rufnummernportierung Gebrauch machen möchten. Dies geht aus einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) hervor.

Für die Mobilfunkanbieter kommt die Verpflichtung, Kunden unter Mitnahme ihrer Handynummer ziehen zu lassen, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Gerade erst haben die Konzerne einen Weg eingeschlagen, auf dem sich ihre Gewinne von den vorangegangenen Preiskämpfen zu erholen begannen. Nun werden sie mit der Gefahr konfrontiert, Kunden an die Konkurrenz zu verlieren. In Folge dessen werden die Mobilfunkkunden in den USA derzeit mit zahlreichen Sonderangeboten verwöhnt. Viele Vertragskunden von T-Mobile USA erhielten in diesem Monat einen Anruf, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass ihre Zahl an Freiminuten, die in der Grundgebühr enthalten sind, deutlich ansteigt. Neukunden, die sich für einen Vertrag mit 39,90 Dollar Grundgebühr entscheiden, bietet die Tochter der Deutschen Telekom ein verlängertes Wochenende: Waren bisher nur Gespräche am Samstag und Sonntag kostenlos, beginnt nun die Gratisperiode schon am Donnerstagabend, schreibt die FTD weiter.

Bei AT&T Wireless erhält jeder Kunde, der seinen Vertrag verlängert, 50 Dollar Guthaben oder Flugmeilen. Bei dem zweitgrößten Anbieter Cingular beginnen die günstigeren Abendgespräche künftig zwei Stunden eher. Zudem schlagen alle Anbieter nun in dem Bereich zu, in dem sie im Vergleich mit anderen Staaten bisher weit zurücklagen: Sie präsentieren ihren Kunden eine Vielzahl an neuen Endgeräten. Das alles schlägt sich allerdings auch in den Bilanzen nieder. "Die Kosten pro angeworbenen Kunden liegen bei 200 Dollar, wenn man die variablen Kosten ausschließt", sagt Roger Entner, Mobilfunkanalyst der Yankee Group. Dieser Einsatz lohne sich dann, wenn dauerhaft neue Kunden gewonnen werden können und hier sieht Entner vor allem T-Mobile USA, den kleinsten der sechs Anbieter und Marktführer Verzon Wireless als Nettogewinner. "Verizon ist in der Wahrnehmung der Kunden führend bei Qualität, T-Mobile gilt als preisgünstigster Anbieter", fasst Entner zusammen.

Allein Verizon konnte im dritten Quartal die Kundenzuwächse deutlich steigern. Insgesamt konnten 1,3 Millionen neue Kunden an das Verizon-Netz angeschlossen werden. Weit abgeschlagen, mit Nettozuwächsen von nur je 200 000 Kunden, landeten hingegen AT&T Wireless und Sprint PCS, die Nummern drei und vier im Markt. "Sprint gab eine Menge Geld für die Bindung der Kunden aus und konnte sie trotzdem nicht halten. Das ist ein Problem", sagt Patrick Comack, Analyst bei der Investmentbank Guzman & Co gegenüber der FTD.

Das Hauptproblem der Mobilfunkanbieter ist die Unzufriedenheit der eigenen Kunden. Da die Gespräche wesentlich häufiger abbrechen als in Europa und auch die Abdeckung vielerorts nicht zufriedenstellend ist, sind zahlreiche Kunden eher bereit, das Handynetz zu wechseln.