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Verwirrung um 63 Cent pro 10 kBit/s

Erläuterung der komplizierten neuen Interconnect-Gebühr
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Nach dem jüngsten Beschluss der Regulierungsbehörde müssen bestimmte DSL-Anbieter künftig Entgelte an die Deutsche Telekom bezahlen. Diese hängen von der genutzten Bandbreite ab, und betragen monatlich 0,6325 Euro pro 10 kBit/s.

Betroffen sind nur die DSL-Anbieter, die "ZISP" nutzen. Das ist ein Verfahren, bei dem die Internet-Pakete über einen sogenannten "IP-Tunnel" in das Backbone eines anderen Providers übergeben werden. Derartige Anbieter sind beispielsweise Telefonica (bzw. deren Reseller), Freenet und andere DSL-Provider, die einen "eigenen Backbone" verwenden.

Hat man einen der vorgenannten Provider als DSL-Provider bei sich konfiguriert, so sieht man bei einem Traceroute zu einem Server, dass die IP-Pakete über die Router und Leitungen des alternativen Providers laufen. Zunächst müssen aber die Pakete vom T-DSL-Anschluss des Endkunden über das Backbone der Telekom zu dem alternativen Provider geführt werden. Diesen Schritt sieht man nicht im Traceroute, da er über einen sogenannten IP-Tunnel erfolgt.

Bisher hat die Deutsche Telekom nach Angaben des VATM für diese IP-Tunnel nichts extra berechnet, obwohl diese durchaus erheblichen Zusatztraffic im IP-Backbone der Deutschen Telekom verursachen können. Das neue Entgelt wird nun wie folgt berechnet:

  • Monatlich wird ermittelt, welche Maximalbandbreite für die Tunnel insgesamt benötigt wurde. Dieser Wert wird in kBit/s gemessen.

    Beispiel 1: Ein Provider hat (nur) zehn T-DSL-Kunden, die alle die Standard-Geschwindigkeit von 768 kBit/s nutzen. An einem Tag im Monat sind alle zehn Kunden gleichzeitig online, und alle saugen mit maximalem Tempo. Dann werden 10 * 768 kBit/s = 7680 kBit/s berechnet.

    Beispiel 2: Ein Provider hat hundert T-DSL-Kunden. Aber es sind im Monat maximal 30 davon gleichzeitig online. Und von den 30 Kunden sind maximal 10 gleichzeitig aktiv, während die anderen jeweils keine Daten übertragen. Auch dann beträgt die Maximalbandbreite 10 * 768 kBit/s = 7680 kBit/s.

  • Für diese genutzte Maximalbandbreite werden nun 0,6325 Euro pro 10 kBit/s berechnet. In unserem Beispiel sind das 7680 / 10 * 0,6325 Euro, was knapp 486 Euro ergibt. Rechnet man noch die Mehrwertsteuer hinzu, kommt man auf 563,48 Euro.
Anhand der Rechnung erkennt man: Ein Power-User mit T-DSL 768 kostet einen Provider mit eigenem Backbone bis zu 56 Euro monatlich. Bei T-DSL 1500 ist es sogar doppelt so viel. Kann die Bandbreite hingegen auf viele User verteilt werden, so sinken die Kosten pro User, wie im zweiten Beispiel dargestellt. Bandbreitengrenzung zur Hauptzeit, neudeutsch als "Traffic Shaping" bezeichnet, dürfte daher bei den Providern das Mittel der Wahl werden, um die ZISP-Gebühren zu drücken.

Provider wie 1&1 oder GMX, die direkt das Telekom-Backbone resellen, sind von dem neu eingeführten ZISP-Entgelt nicht betroffen.