gefährlich

Editorial: Schöne, bunte Tarifewelt

Sparen!   sparen?   Draufzahlen!
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Die Regulierungsbehörde hat den neuen Tarif AktivPlus XXL der Deutschen Telekom genehmigt. Der Vorteil für den Kunden im Vergleich zum alten XXL-Tarif: Auch samstags, nicht nur sonn- und feiertags, kann man mit diesem Tarif kostenlos telefonieren. Der Nachteil für den Kunden: Kostenlose Internet-Einwahl ist nicht mehr möglich. Das heißt, der Kunde muss künftig bei der Bestellung sehr genau darauf aufpassen, ob er XXL alt oder XXL neu bestellt.

Viele Surfer nutzen die "Sonntags-Flatrate", die der alte XXL-Tarif ermöglicht, ausgiebig. Denn diese ist die einzige verbliebene Möglichkeit, im nicht mit DSL versorgten Bereich zumindest an einem Tag der Woche kostengünstig und ohne tickende Gebührenuhr online zu gehen. Doch ist zu befürchten, dass der alte XXL-Tarif langsam von der Bildfläche verschwinden wird, indem er Zug um Zug durch den neuen XXL-Tarif ersetzt wird. Sonntags-Surfer müssen dann künftig wieder tiefer in die Tasche greifen, oder ihre Onlinezeit einschränken.

Unabhängig davon sind kostenlose Wochenendtelefonate mit XXL natürlich ebenfalls interessant. Doch bezahlt man mit 9,22 Euro monatlich dafür einen hohen Preis. Ferngespräche gibt es am Wochenende schon für 1,7 Cent pro Minute oder günstiger, Ortsgespräche ab ca. 1 Cent. Rechnet man einen Anteil von 50 Prozent Orts- und 50 Prozent Ferngesprächen, muss man 683 Minuten im Monat telefonieren, damit sich das neue XXL rechnet. Bei durchschnittlich neun Sams-, Sonn- und Feiertagen pro Monat ergibt das ca. 75 Minuten pro Tag. Nur ein Teil der Nutzer, die mit dem Verkaufsargument "kostenlos telefonieren" geködert wurden, dürften tatsächlich so viel telefonieren. Der Rest zahlt hingegen mit dem neuen XXL-Tarif drauf.

Auch der "Calltime 120", der ebenfalls genehmigt wurde, besitzt erhebliches Verteuerungspotenzial für den Kunden. Drei 40-Minuten-Ortsgespräche in der Nebenzeit (nach 18 Uhr oder ganztags am Wochenende) kosten bei der Telekom im Standard-Analog- oder ISDN-Tarif zusammen 1,80 Euro. Bucht man den "Calltime 120", darf man für dieselbe Leistung auch 4,22 Euro bezahlen. Und wer den ganzen Juli oder August im Urlaub ist, wird ebenfalls mit dem vollen Grundpreis zur Kasse gebeten. Ungenutzte Minuten verfallen nämlich.

Unklar ist, was die Deutsche Telekom mit dem neu beantragten Tarif AktivPlus Mobilfunk und Ausland beabsichtigt. Dieser beinhaltet nämlich für Telefonate zum Moblifunk und ins Ausland dieselben Ermäßigungen wie der normale AktivPlus, aber im Gegensatz zu diesem keine Rabatte für inländische Festnetzgespräche. Dennoch kostet der neue Tarif eine höhere monatliche Grundgebühr als der bisherige AktivPlus-Tarif. Wird damit die Abschaffung des "bisherigen" AktivPlus vorbereitet?

Fazit: Wirkliche Vorteile sind für den Kunden nicht dabei, mit Ausnahme des neuen XXL-Tarifs für die kleine Gruppe der Samstags-Vieltelefonierer, die zugleich sonntags wenig surfen oder bereits über DSL verfügen. Wir dürfen aber gespannt sein, welche neuen Marketing-Aktionen uns die neuen Angebote rechtzeitig vor Weihnachten schmackhaft machen sollen.