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Raubkopierer als Terroristen-Unterstützer

Kommentar
Von Ralf Hüskes

Die Musikindustrie ist sich sicher. Sowohl in Südamerika und Afrika als auch in Europa hat sie terroristische Gruppierungen beobachtet, die sich auf den Verkauf illegaler Musik-CDs spezialisiert haben und sich dadurch finanzieren. Das sagten Vertreter am Mittwoch vor dem Ausschuss für internationale Beziehungen des US-Repräsentantenhauses.

Schützenhilfe erhielten die Industrie-Leute von Interpol-Generalsekretär Ronald Noble. Er berichtete über drei Fälle, in denen 'Personen libanesischer Herkunft' in Südamerika Geld aus dem Verkauf raubkopierter CDs mit Musik und Videospielen an die Hisbollah und angegliederte Organisationen weiterleiteten. Man gehe davon aus, dass sich die schiitische Guerilla-Organisation Hisbollah, tschetschenische Separatisten und auch paramilitärische Gruppierungen in Nordirland entsprechend betätigten.

Was, so fragt sich der geneigte Beobachter, sollte die Konsequenz daraus sein? Die Besetzung von Studentenwohnheimen durch bewaffnete US-Truppen? Die Forderung der Todesstrafe für Tauschbörsenbetreiber? Die Aburteilung von MP3-Hörern als feindliche Kämpfer vor Militär-Gerichten?

Was auch immer die Musikindustrie mit ihrer neusten Attacke für Ziele verfolgt. Eine faktische Gleichsetzung von Tauschbörsenbetreibern mit Rauschgift-Dealern und Menschenhändlern wird ihr nicht weiter helfen. Ihre Probleme sind hausgemacht. Ihr Markt hat sich durch das Internet schneller gewandelt, als ihr Geschäftskonzept. So lange sie diese Erkenntnis ignoriert, wird sie weiterhin mit Raubkopien zu kämpfen haben.