Streit

Österreichische Gemeinde kämpft um deutsche Vorwahlnummer

Telekom will Vorwahlnummer 08329 zum 1. Juli abschalten
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der Streit um eine deutsche Vorwahlnummer für das österreichische Kleinwalsertal, über den wir im November letzten Jahres berichtet haben, spitzt sich zu. Wenn die Deutsche Telekom, wie geplant, am 1. Juli die Vorwahlnummer "08329" für die österreichische Enklave am Rande des bayerischen Allgäus abschaltet, will die Gemeinde Mittelberg die Deutsche Telekom auf Schadensersatz in Millionenhöhe verklagen. Den sofortigen Erlass einer Einstweiligen Verfügung, die eine Abschaltung verhindern sollte, hatte das Bonner Landgericht in der vergangenen Woche abgelehnt.

Nach Plänen der Deutschen Telekom und der Telekom Austria wird es die deutsche Vorwahlnummer "08329" bald nicht mehr geben. Mit den fünf Ziffern gelangten deutsche Telefonkunden bisher ins österreichische Kleinwalsertal, ohne die Landesvorwahl eintippen zu müssen. Vom 1. Juli an sollen deutsche Telefonkunden unter dieser Vorwahl allerdings nur mehr eine Bandansage erreichen, die auf die umstrittene Umstellung hinweist.

Den Sonderstatus, dass das Kleinwalsertal sowohl über eine österreichische, als auch über die deutsche Vorwahl erreichbar ist, wollten die beiden Telefongesellschaften aus wirtschaftlichen Gründen bereits im September vergangenen Jahres aufheben. Seitdem kämpfen vor allem Politiker und Tourismusbetriebe um die deutsche Vorwahl. Für die österreichische Gemeinde wäre der Wegfall nach eigenen Angaben eine Katastrophe. "Wir befürchten Millionenschäden, weil wir unter der gewohnten Nummer nicht mehr erreichbar sind und sämtliche Prospekte neu drucken lassen müssen", sagt Werner Strohmaier, Bürgermeister von Mittelberg.

Nach massiven Protesten deutscher und österreichischer Politiker bei den beiden Telekommunikationsgesellschaften wurde die Frist bis zum 30. Juni verlängert - auch damit die Ferienregion mit jährlich 1,8 Millionen Übernachtungen genügend Zeit hat, um ihre Gäste auf die Umstellung hinzweisen.

"Das sind keine Kunden der Deutschen Telekom", sagt der Pressesprecher der Deutschen Telekom, Walter Genz. Früher sei diese Lösung mit dem Anschluss an das deutsche Telefonnetz sinnvoll gewesen, weil die technischen Möglichkeiten nichts Anderes zugelassen hätten. Erst in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Region an das Telefonnetz angeschlossen, von deutscher Seite aus. Inzwischen habe sich die Infrastruktur aber gewandelt.

Seit dem Zollanschlussvertrag aus dem Jahr 1891 haben die rund 5000 Einwohner des Kleinwalsertals, das von österreichischer Seite nur schwer zugänglich ist, einen Sonderstatus. Früher bezahlte man hier mit D-Mark statt in Schilling. Selbst bei der Währungsumstellung bekamen die Bürger deutsche statt österreichische Euromünzen in die Hand.

"Wir sind immer noch deutsches Wirtschaftsgebiet", sagt Werner Strohmaier. Bei der Deutschen Telekom allerdings fühlt man sich jetzt für die Region nicht mehr verantwortlich. Beim Europäischen Gerichtshof hat die Gemeinde eine Beschwerde wegen Diskriminierung eingelegt.

Gleichzeitig mit dem Kleinwalsertal soll auch die Gemeinde Jungholz im österreichischen Tirol nicht mehr über die deutsche Vorwahl erreichbar sein. Die "08365" wird aber nicht ganz verschwinden, denn bisher hat sich Jungholz die Vorwahl mit der deutschen Gemeinde Wertach geteilt.

Eine postalische Verbindung nach Deutschland bleibt für das Kleinwalsertal und für Jungholz allerdings wenigstens vorerst bestehen. Noch haben beide neben der österreichischen auch eine deutsche Postleitzahl.