los!

Editorial: tief, tiefer, bodenlos

Oder: Ab wann wird Geld verdient?
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Technisch gesehen ist es keine große Änderung: Die von Ferngesprächen bekannten Call-by-Call-Vorwahlen funktionieren jetzt auch bei Ortsgesprächen. Und doch gab es in den letzten sieben Tagen einen Medienrummel um das Thema "Call-by-Call im Ortsnetz", als sei das Telefonieren an sich neu erfunden worden. Vermutlich kam der Rummel deshalb, weil wegen der langen Wartezeit keiner mehr glaubte, dass es tatsächlich kommen wird.

Wie üblich haben die Discounter den Rummel genutzt, um sich in Szene zu setzen. 1,0 Cent, 0,99 Cent oder gar 0,9 Cent pro Minute sorgen natürlich für große Schlagzeilen - immerhin verlangt die Deutsche Telekom bei ihren Standard-Tarifen mindestens 6 Cent pro Ortsgespräch. Folglich sind bei kurzen Telefonaten oder Telefaxen Einsparungen von bis zu 85% möglich! Das ist sogar mehr, als bei der Einführung von Call-by-Call für Ferngespräche, wo anfangs "nur" 68% Ersparnis möglich waren (nämlich MobilCom/01019 mit 19 Pfennig pro Minute, statt der Telekom mit bis zu 60 Pfennig).

Da drängt sich manchem Verbraucher die Frage auf, wie lange es noch dauern wird, bis Telefonate kostenlos werden, oder man gar fürs Telefonieren bezahlt wird. Nun, letzteres dürfte wohl nie die Regel werden, aber kostenlose Telefonate gibt es bereits - zumindest an Sonn- und Feiertagen, und mit erhöhter Grundgebühr erkauft.

Fraglich ist aber vor allem, wie lange die günstigen Einführungsangebote halten werden. Denn zur Hauptzeit sind diese stark defizitär, und selbst zur Nebenzeit legen die Anbieter drauf. Die Hoffnung der Discounter ist klar: Viele der Verbraucher, die sich heute die 01051 oder 01013 einprägen, werden diese Vorwahlen auch noch in ein paar Wochen nutzen, dann, wenn die Preise schon wieder angezogen haben. Und wer einen bestimmten Anbieter für Ortsgespräche gut findet, führt über diesen womöglich auch Fern- oder Auslandsgespräche, bei denen die Margen deutlich höher sind.