Lifestyle

Edelhandys: Handy-Hersteller setzen auf Design

Ufos zum Telefonieren
Von dpa / Marie-Anne Winter

Fotos knipsen und verschicken, Musik hören, Hundegebell als Klingelton - mit Handys ist längst viel mehr möglich als bloßes Telefonieren. Am Design der Mobiltelefone konnten sich dagegen bisher vor allem Technik-Freaks erfreuen. Das soll nun anders werden: Zunehmend setzen die Hersteller auf das Handy als Lifestyle-Accessoire, das in Café und Club gern präsentiert wird. Nokia bietet unter dem Dach der Marke Vertu sogar Geräte, die es bei Preis und verarbeiteten Materialien mit Nobeluhren aufnehmen können. Zielen diese ohnehin nicht auf den Massenmarkt ab, sind die Experten uneins darüber, ob die Lifestyle-Handys eine große Zukunft haben.

Vorreiter der möglichen neuen Welle ist Siemens - ein Unternehmen, das bisher eher für die hohe technische Qualität seiner Mobiltelefone als für deren poppiges Design bekannt war. "Dafür hat Siemens eigens die Marke Xelibri ins Leben gerufen", sagt Alexander Krug, Redakteur bei der in Stuttgart erscheinenden Telekommunikations-Zeitschrift Connect. "Die Produkte sind zwar im Kern Telefone, aber ansonsten sind sie Modeaccessiores."

Auf dem Markt sind nach Angaben von Siemens-Mobile-Sprecherin Liadain von der Decken in München seit April zunächst vier Geräte. Sie heißen schlicht "1", "2", "3" und "4" und kosten zwischen 199 und 399 Euro. "Von denen sieht eines annähernd wie ein Handy aus, die anderen dagegen wie ein Ufo, eine Designerfernbedienung oder eine Uhr zum Umhängen", erklärt Krug.

Auch Motorola setzt verstärkt auf Design, das von der gängigen "Handy-Norm" abweicht - zum Beispiel mit dem seit 2002 erhältlichen V70. "Das hat ein rundes Display und einen rotierenden Öffnungsmechanismus", sagt Sprecherin Susanne Hoyer in Wiesbaden. Als Zubehör gibt es verschiedene Ringe, mit denen das Display umrandet werden kann. Einer davon ist mit 110 Kristall-Steinchen des Herstellers Swarovski aus Österreich besetzt.

Während das Design bei den Lifestyle-Handys die erste Geige spielt, sind technische Funktionen eher Nebensache. "Das 'V70' ist mit Basisfeatures ausgestattet", bemerkt Hoyer dazu. Von der Decken bestätigt für Xelibri: "Wir konzentrieren uns nicht auf bestimmte Technologien." Zielgruppe der kleinen Design-Stücke sind nach Krugs Worten nicht die wenigen Menschen, die gern ein Handy hätten, aber noch immer keines besitzen. "Zweithandy" lautet stattdessen das Stichwort.

"Das ist etwas für Leute, die in einen Club gehen und dort ein kleines, schickes Gerät haben wollen", so Krug. Und da die Mode einem rasanten Wandel unterworfen ist, will zumindest Xelibri schnell mit neuen Modellen nachlegen: "Die zweite Kollektion kommt im September", so von der Decken. Im April 2004 soll bereits die dritte Runde eingeläutet werden. Die Modelle der ersten Kollektion sollen bis dahin aus den Regalen verschwunden sein.

Das erinnert an die Erfolge, die der Schweizer Uhrenhersteller Swatch vor allem in den achtziger und frühen neunziger Jahren mit immer neuen Modellen in ausgefallenen Designs feierte. "Vor Swatch hatten die Leute lediglich Uhren, um sich die Zeit anzeigen zu lassen", sagt von der Decken.

Darüber, ob Handys vor allem wegen ihres ansprechenden Äußeren zu einem Erfolg werden können wie damals die Swatch-Uhren, sind sich die Experten nicht einig. "Die Geräte kann sich im Grunde jeder leisten, der Arbeit hat", sagt Krug. Daher sei es nicht unwahrscheinlich, dass weitere Hersteller nachziehen. "Das ist durchaus ein Trend im Anfangsstadium." Ob für neue Lifestyle-Handys auch weitere neue Marken entstehen, sei jedoch unklar.

Bei den Luxus-Geräten von Vertu, die aus edelsten Materialien gefertigt sind, auf ultraschlichtes Design setzen und mehrere tausend Euro kosten, ist diese Frage leicht zu beantworten: "Das ist ganz abgehoben und nur für Leute, die auch eine Uhr tragen, die 10 000 Euro kostet", sagt Krug. Wer sich eines der Handys zulegen möchte, "muss" dies möglicherweise mit einer Reise verbinden. Denn in Deutschland führen lediglich ausgewählte Partner-Händler, etwa Juweliere, die Marke. "Exklusive Vertu-Stores gibt es zum Beispiel in Paris oder Singapur."