Elektronikschrott

Neue Freunde für alte Handys

Gebrauchte Mobiltelefone fachgerecht entsorgen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Wer auf dem Laufenden sein will, braucht ziemlich oft ein neues Gerät: Handys können heute fotografieren, eine Verbindung ins Internet herstellen und den Terminkalender ersetzen. Ältere Geräte wiegen dagegen oft ein Vielfaches, sind unhandlich und schlicht "out". Manchmal taugt das abgelegte Handy der Eltern noch für die ersten mobilen Telefonate der Kinder. Wenn sich aber im Familien- und Freundeskreis kein Abnehmer findet, können alte Geräte auch einem guten Zweck dienen. Sind sie allerdings kaputt, ist eine umweltfreundliche Entsorgung oft gar nicht so einfach.

"Bisher gibt es noch keine gesetzlich vorgeschriebenen zentralen Sammelstellen für Handys oder Akkus", sagt Susanne Hempen, Referentin für Abfallwirtschaft beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Bonn. Anders als bei Batterien seien die Verbraucher hier leider noch auf sich allein gestellt. "So muss sich jeder in seinem Ort nach einer umweltverträglichen Entsorgung umsehen." In einigen Städten gebe es Sammelaktionen für Elektronikschrott, zu dem auch alte Handys gehören. Ein flächendeckendes Konzept fehle aber noch.

Seit Februar ist aber eine EU-Richtlinie in Kraft, die die Behandlung und Verwertung von Elektroaltgeräten regelt, so Frauke Stahmer, Pressesprecherin des Bundesumweltministeriums in Bonn. "Unter diese Richtlinie fallen auch Handys". Bis zum August 2004 müsse die Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt werden. Dann sollen die Hersteller der Produkte auch die Verantwortung für die Sammlung, Verwertung und umweltgerechte Beseitigung übernehmen.

Bis dahin müssen sich die meisten Handynutzer noch selbst um die Entsorgung ihrer alten Telefone kümmern und sie zum Beispiel zu einem städtischen Recyclinghof bringen. "Falsch sind alte Handys oder Handyteile in jedem Fall in der gelben Tonne oder im gelben Sack", sagt Monika Gabler, Pressesprechrin vom Dualen System Deutschland (DSD) in Köln. "Handys tragen keinen "Grünen Punkt" und können deshalb nicht von uns entsorgt werden."

Auch ohne gesetzliche Regelung können Vodafone-D2-Kunden ihr altes Telefon bereits an den Mobilfunkanbieter zurückgeben: "Die Geräte können in unseren Shops abgegeben werden", sagt Jens Kürten von Vodafone D2 in Düsseldorf. "Wir geben sie an einen Verwerter weiter, der sie nach ihrer Funktionstüchtigkeit sortiert." Über diese Möglichkeit berichteten wir schon im September letzten Jahres. Bei anderen Mobilfunkanbietern wie T-Mobile, E-Plus oder o2 macht man sich nach Angaben der Unternehmen zwar Gedanken über die zukünftige Regelung des Recyclings. Zur Zeit gibt es aber noch keine konkreten Aktionen zur Rücknahme alter Geräte.

Wenn das alte Handy zwar nicht mehr gebraucht wird, aber noch funktioniert, kann es auch einem guten Zweck dienen: Organisationen oder auch Privatleute sammeln in einigen Orten und Städten die Geräte, um sie Senioren oder Obdachlosen als "Notfallhandy" zur Verfügung zu stellen. "Dazu muss man bei den Mobiltelefonen auch ohne die SIM-Karte die Notrufnummer 112 wählen können", sagt Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter beim Straßenmagazin "Hinz & Kunzt" in Hamburg.

Seit dem Sommer 2002 sammelt die Organisation Handys für Obdachlose, die für die Zeitung als Verkäufer arbeiten. "Inzwischen sind rund 150 Geräte abgegeben geworden, davon waren 100 noch funktionstüchtig", so Karrenbauer. "Die Geräte sind für die Obdachlosen eine echte Überlebenshilfe im Notfall." Wenn ein Obdachloser genügend Geld für eine Telefonkarte hat, könne er auch über den Notruf hinaus telefonieren. Die Gefahr, dass die Geräte weiterverkauft werden, sei ausgeschlossen: "Jeder Obdachlose wird registriert. Und falls jemand ein "neues" altes Handy bekommt, weil das bisherige kaputt ist, muss er dieses zurückgeben."