Rechnung im Postfach

Auch E-Mail-Anbieter verlangen Porto

Für umfassendere E-Mail-Dienstleistungen müssen Kunden künftig zahlen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Leistung hat ihren Preis - dieser Grundsatz gilt mittlerweile auch im Internet. Selbst ein kostenloses E-Mail-Postfach ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr: Viele Firmen setzen verstärkt auf Bezahldienste und schränken ihr kostenfreies Angebot ein. Auf der Suche nach einem E-Mail-Dienst sollten Nutzer daher die Angebote genau prüfen, da sich die Dienste stark in Funktions- und Leistungsumfang unterscheiden. Wer weiterhin ein gebührenfreies Konto nutzen möchte, muss dabei Spam-Attacken und erhöhte Virengefahr in Kauf nehmen, denn die Gratis-Angebote verfügen oft nicht über ausreichende Sicherheitsvorkehrungen.

"Die Zeit, in der es im Internet alles umsonst gab, ist einfach vorbei - auch für umfassende E-Mail-Dienste werden Nutzer künftig zahlen müssen", sagt Detlev Westermann, Sprecher der Deutschen Post Com in Bonn, die den E-Mail-Service epost anbietet. Dessen Nutzer müssen ab Ende April für die bisher kostenfreie Leistung entweder bezahlen, oder sich mit Werbesendungen per E-Mail oder per Post einverstanden erklären. Das kostenlose Angebot besteht laut Westermann zwar weiterhin, wird aber auf einen webbasierten Zugang eingeschränkt.

Der Grund für diesen Trend liege hauptsächlich darin, dass mit den Ansprüchen der Kunden auch das Angebot gewachsen ist, sagt Eva Vennemann, Sprecherin von web.de in Karlsruhe. Während Standardanwender weiterhin die kostenlosen Angebote für den reinen E-Mail-Verkehr nutzen können, stehe zahlenden Kunden in ihrem Postfach mittlerweile ein komplettes virtuelles Büro zur Verfügung. Dabei könnten sie unter anderem SMS-Nachrichten und Faxe verschicken, und erhielten neben Web-Speicherplatz eine eigene Rufnummer.

Wer hauptsächlich ein einfaches E-Mail-Postfach sucht, komme daher auch mit den kostenlosen Basis-Diensten der meisten Anbieter aus, sagt Tobias Lischka vom Ratgeber-Portal kostenlos.de in Duisburg. Wichtig sei bei der Wahl des Anbieters zunächst, ob sich das Postfach sowohl über den POP3-Standard mit einem Mail-Programm auf dem eigenen Rechner abrufen lässt, als auch über einen Webmail-Zugang erreichbar ist - damit der Anwender auch unterwegs auf seine elektronische Post zugreifen kann.

Zudem ist Lischka zufolge die Größe des Postfaches und auch die der E-Mail-Anhänge meistens limitiert. Probleme bekomme dadurch aber nur, wer Multimedia-Dateien versenden möchten. Diese Nutzer sollten darauf achten, ob ein Anbieter grundsätzlich alle gewünschten Dateiformate als Anhang zulässt. Zu beachten sei zudem, wie lange die E-Mails vor dem Löschen auf dem Server aufbewahrt werden.

Nützliche Zusatzfunktionen sind laut Lischka außerdem eine Weiterleitung der E-Mails, falls Anwender ihre Post von einem anderen Konto abrufen möchten, sowie eine automatische Antwortfunktion für die Urlaubszeit. Ein Adressbuch, eigene Signaturen sowie eine integrierte Rechtschreibprüfung erleichtern außerdem das Verfassen von Mails.

Anwender sollten sich auch darüber informieren, welche Spam-Filter ein Anbieter verwendet, sagt Florian Klein, Systemadministrator und Spam-Experte [Link entfernt] aus Plochingen (Baden-Württemberg). Nutzer von Kostenlos-Konten seien häufig Opfer von Versendern unerwünschter Werbepost, da diese alle erdenklichen Namen mit der Endung des Anbieters anschreiben. Behelfen könnte man sich zwar mit den Eingangsfiltern des Postfachs. Dabei sei es jedoch meist schwierig, die Filter so einzustellen, dass unerwünschte Post abgewiesen wird, ohne den regulären Mailverkehr zu behindern.

Dabei hält der Experte auch die Gefahr für groß, Viren zugesandt zu bekommen: So hätten Tests im vergangenen Jahr gezeigt, dass bei kostenlosen E-mail-Diensten schädliche Dateien nur unzureichend herausgefiltert werden.

Laut Stiftung Warentest in Berlin sind Gratis-Konten außerdem oft nicht genügend gegen fremde Zugriffe geschützt. Anwender sollten darauf achten, dass bei der Anmeldung stets eine Verschlüsselung stattfindet, und kein leicht zu erratendes Passwort wählen. Dabei liege die Sicherheit des eigenen Postfaches auch in der Hand des Nutzers, sagt Tobias Lischka von "kostenlos.de". Wer zum Beispiel als Antwort auf die Erinnerungsfrage an sein Passwort lediglich den Vornamen seines Hundes wählt, dürfe sich nicht wundern, wenn auch entfernte Bekannte Zugang zu seinem E-Mail-Konto erhalten.