freier Fall

Nokia lässt Handys nicht mehr bei BlueTel reparieren

Auch Handyverkauf auf diesem Weg betroffen
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Der finnische Mobilfunkspezialist Nokia hat seine Geschäftsbeziehungen mit der BlueTel Group mit sofortiger Wirkung beendet. Diese Entscheidung habe man "nach intensiver Prüfung der Sachlage" auf Grund "unbefriedigender Geschäftsbeziehungen im Service-Netz" bereits Anfang März getroffen.

Die BlueTel Group ist eine der größten europäischen Mobilfunk Filialketten. Betroffen sind alle 116 BlueTel-Filialen in Deutschland, sowie die Filialen in Italien, Dänemark, Litauen und der Schweiz. In BlueTel-Filialen wurden bisher ausschließlich Produkte der Firma Nokia verkauft und diese auch in eigenen Werkstätten repariert. BlueTel bewarb die eigenen Filialen bisher als "Nokia Shop", was bei einigen Kunden Irritationen bezüglich des Eigentümers verursachte.

Nokia rät allen bisherigen BlueTel-Kunden, sich im Servicefall an die Nokia-Hotline unter der Telefonnummer: 01805-234242 (12 Cent pro Minute aus dem Telekom-Festnetz) zu wenden, um einen alternativen Servicepartner in der Nähe zu finden. Es gäbe in Deutschland etwa 500 Servicepartner, die auch BlueTel-Kunden zur Verfügung stünden. Nach einem Test unserer Redaktion nehmen jedoch bisher auch noch BlueTel-Filialen Reparaturaufträge entgegen.

Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung?

Aus Insiderkreisen war zu vernehmen, dass größere Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung für Garantiereparaturen Nokia zu diesem Schritt bewogen haben könnte. Seit einiger Zeit werte Nokia die Abrechnungen der Vertragswerkstätten intensiver aus, um sich vor Betrug zu schützen und Serienfehler schneller zu erkennen. Da Nokia aber in den letzten Jahren die Höhe der Reparaturpauschalen stark gekürzt habe, wurde die Versuchung zur Manipulation der Abrechnungsdaten bei einigen Servicepartnern anscheinend größer, so Branchenkenner. Zu weiteren Einnahmeausfällen bei den Werkstätten führte auch die Tatsache, dass Nokia seit einiger Zeit größere Reparaturen an Modellen des unteres Preissegments zentral in Fabriken, so genannten "repair factorys", durchführen lässt, und die Servicepartner dabei nur noch für den Versand zuständig sind. Neben den Modellen der 3xxx Serie betrifft dies auch die Modelle 6100 und 7250.

Servicepartner Nokias beschrieben uns gegenüber die momentane Situation als sehr angespannt, da viele Reparaturen nicht mehr kostendeckend durchgeführt werden könnten. Darunter leide zwangsläufig auch die Servicequalität. Für ein Softwareupdate erhalte man modellabhängig gerade noch etwa 4 Euro. Vor drei Jahren erhielt man für die gleiche Arbeit etwa 18 Euro. Im gleichen Zeitraum halbierten sich in etwa die Reparaturpauschalen - trotz allgemeiner Kostensteigerungen für die Vertragswerkstätten. Zum 30.06.2003 hat Nokia nach eigenen Angaben deutschlandweit allen Vertragspartner gekündigt. Zum 01.07.2003 werde man mit neuen Verträgen den Vor-Ort-Service fortführen. Eine Verkleinerung des Servicenetzes sei nicht geplant, so Nokia. Man wolle dem Kunden auch weiterhin einen hochwertigen Service anbieten. Ob alle bisherigen Vertragswerkstätten in Zukunft Ihren Kunden einen Nokia-Service anbieten dürfen, konnte man uns hingegen nicht bestätigen.

Die Formulierung in der Pressemitteilung Nokias zur Beendigung der Kooperation mit BlueTel ist sehr allgemein gehalten. Auf unsere Nachfrage hin erklärte Nina Stenberg, Nokia Pressereferentin, den Sachverhalt mit folgenden Worten: "Grund für die Beendigung der Geschäftsbeziehungen sind unerwartete und unbefriedigende Geschäftsentwicklungen im Service-Netz für Mobiltelefone gewesen. [...] Auf Grund der Informationen, die wir gesammelt haben, haben wir uns entschieden, die Geschäftsbeziehungen mit BlueTel mit sofortiger Wirkung zu beenden."

Zum Verdacht der Abrechnungsmanipulation wollte sich uns gegenüber weder Nokia, noch BlueTel äußern. BlueTel kündigte jedoch eine Presseerklärung für den morgigen Freitag an.