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Spielfilme über DSL ins Wohnzimmer holen

Echte Top-Filme bei Video-on-Demand-Anbietern bisher noch Mangelware
Von dpa / Hayo Lücke

Für Kinofilm- und Videoliebhaber ist die Enttäuschung oft groß, wenn in der Videothek der gewünschte Film bereits ausgeliehen ist. Eine moderne Alternative zur herkömmlichen Filmleihe können Angebote im Internet bieten: Bei "Video On Demand" lassen sich die gewünschten Filme per DSL-Breitbandverbindung theoretisch jederzeit abrufen.

Wer durch das weltweite Netz surft, findet auf zahlreichen Seiten Film- und Videobeiträge jeglicher Art. Diese können oft kostenfrei angeschaut oder heruntergeladen werden. Bedeutend kleiner ist derzeit noch das legale Angebot kompletter Kino- und Videofilme, für die bezahlt werden muss: Verbraucher können in Deutschland zwischen vier "Video On Demand"-Anbietern mit bundesweitem Angebot wählen. Arcor, T-Online und Yourcinema [Link entfernt] liefern die Filme per DSL-Verbindung ins Haus. Daneben bestehen Kooperationen mit anderen Firmen, die das Angebot ihrerseits vertreiben. Bundesweit verfügbar, aber Kunden des Internetproviders QSC vorbehalten, ist das Angebot von Videogate [Link entfernt] .

"Für die Darstellung der Videos ist ein aktueller PC mit dem Betriebssystem Windows vollkommen ausreichend", sagt Nico Jurran, Redakteur bei der in Hannover erscheinenden Fachzeitschrift "c't". Über eine Grafikkarte mit TV-Out-Anschluss ließen sich die Beiträge auch am Fernseher darstellen. Dazu gebe es auch kabellose Modelle.

Die heruntergeladenen Videos stehen den Nutzern für 24 Stunden zur Verfügung. Für diesen Zeitraum werden die verschlüsselten Daten bereitgestellt und müssen bezahlt werden. In dieser Zeit können die Videos unbegrenzt angesehen werden. Die Kosten liegen für diesen Zeitraum zwischen einem und vier Euro, exklusive der Kosten für den gewählten Internetzugang. Bezahlt wird je nach Anbieter per Micro-Payment-System, über die Telefonrechnung oder per Bankeinzug.

"Jeder zweite bis dritte T-DSL-Kunde ruft auf unserem Breitbandportal Inhalte ab", beschreibt Martin Frommhold, Pressesprecher bei T-Online, das Verhalten der rund 2,5 Millionen T-DSL-Kunden. Besonders beliebt seien Konzertübertragungen angesagter Pop-Gruppen sowie TV-Serien. Komplette Spielfilme sind im T-Online-Angebot aber nicht enthalten.

Das ist bei der Konkurrenz anders: Yourcinema bietet knapp 130 Filme an. Den derzeit rund 40 000 registrierten Kunden von Arcor stehen nahezu 1100 Videos zur Wahl. Die meisten der angebotenen Filme fallen allerdings nicht in die Kategorie "Blockbuster". "Die Kunden rufen neben Spielfilmen auch gerne BBC-Dokumentationen ab", sagt Paul Gerlach, Pressesprecher von Arcor in Frankfurt. "Die Kooperation mit unserem Partner BBC ermöglicht es uns, den Kunden per Video on Demand ergänzendes Material bereit zu stellen."

Am derzeitigen Angebot sowie an der Qualität der Filme haben Internet-Experten noch einiges auszusetzen: "Beim Filmbestand und bei der Bildqualität müssen die Anbieter noch nachbessern, um eine ernsthafte Alternative zur herkömmlichen Videothek darstellen zu können", meint Nico Jurras von "c't". Die Video On Demand-Anbieter kennen das Problem: "Wir sind uns der noch nicht zufrieden stellenden Bildqualität bewusst", so T-Online-Sprecher Frommhold. "Aber wir wollen zur Zeit eine möglichst große Masse an Nutzern ansprechen."

Wie teltarif bereits berichtete, will das Unternehmen auf der CeBIT in Hannover ein neues Produkt namens "T-Online Vision on TV" vorstellen. "Das Angebot soll ab Herbst unter anderem auch mit Spielfilmen in ansprechender Qualität den Sprung in die Wohnzimmer schaffen", beschreibt Frommhold die Pläne. Die Inhalte sollen dann auch per computerunabhängiger Set-Top-Box empfangen werden können.

Auch Arcor will auf der CeBIT eine Produktverbesserung vorstellen. "Zur CeBIT werden wir rund 100 Filme in einer Bandbreite von einem Megabit pro Sekunde präsentieren", sagt Arcor-Pressesprecher Gerlach. Damit übertreffe die Bildqualität den Video-Standard VHS und nähere sich dem DVD-Standard an.

Auch wenn diese Pläne Video On Demand einen weiteren Schritt voran bringen mögen - Internet-Experten bleiben vorsichtig, was die Aussichten anbelangt: "Der entscheidende Aspekt für den Erfolg von Video on Demand ist das Angebot von guten Filmen", sagt Nico Jurran von "c't". Bis die Anbieter diese in großer Zahl zur Verfügung stellen, müssen sich Filmfreunde, die sich zu Hause aktuelle Top-Titel anschauen wollen, weiterhin mit der Videothek begnügen.