dritte Generation

Lucent erprobt in Nürnberg den UMTS-Alltag

Testnetz mit zwei Basisstationen in Betrieb
Von dpa / Marie-Anne Winter

Für die meisten Bundesbürger verbirgt sich hinter den vier Buchstaben noch immer ein großes Fragezeichen: UMTS. In einer fränkischen Oase jedoch ist die künftige Form der mobilen Datenübertragung bereits handfeste Wirklichkeit geworden - zumindest probeweise. Das internationale Unternehmen Lucent Technologies betreibt in Nürnberg ein UMTS-Testnetz mit zwei Basisstationen, einem Labor und einem Einsatzwagen. Potenzielle Kunden und Wissenschaftler erproben dort das System, das die Einsatzmöglichkeiten des Handys erweitern soll.

UMTS steht für "Universal Mobile Telecommunications System" und soll in der Zukunft den bislang gebräuchlichen Mobilfunkstandard "Global System for Mobile Communication" (GSM) ablösen. Die Lizenzen für die neue Mobilfunktechnik teilen sich die Netzbetreiber Vodafone, E-Plus, O2 und T-Mobile. Um die Technikausrüstung konkurrieren weltweit sieben Unternehmen, darunter Lucent Technologies, Siemens und Ericsson. Nach Angaben von Lucent-Mobilfunk-Vertriebsleiter Werner Irler soll UMTS Ende 2003 großflächig eingesetzt werden.

In Nürnberg erprobt Lucent derweil den UMTS-Alltag: An ausgewählten Standorten im Norden Nürnbergs schaltet ein Nutzer den Laptop ein, startet den Internetbrowser und verschickt drahtlos E-Mails - das allerdings etwa 40 Mal so schnell wie per GSM. Dieser schnelle Datenaustausch soll der entscheidende Vorteil von UMTS sein. Das Testnetz umfasst zwei UMTS-Basisstationen und ein Versuchsfahrzeug mit Messtechnik. Bundesweit ist es derzeit eines der wenigen Erprobungsfelder für die UMTS-Mobilfunksysteme.

Die Schlüsselrolle für die noch schnellere Datenübertragung kommt dabei einer kleinen neuartigen, speziell für UMTS entwickelten Funkmodem-Karte zu. Damit ein solcher Datendienst später reibungslos läuft, müssen UMTS-Technik, Modemkarte, Unternehmensanwendungen und die Systemlösungen von Drittanbietern reibungslos zusammenarbeiten. Die notwendige Erprobung findet im Testnetz statt.

Mit Hilfe seines Netz feilt Lucent zum einen an den eigenen Forschungsergebnissen. Zum anderen können lokal ansässige Unternehmen den öffentlichen Teil des Netzes für ihre Forschungszwecke nutzen: Die Münchner Marketing-Firma "12snap Germany GmbH" etwa entwickelt gemeinsam mit der Universität Regensburg eine Multimedia-Anwendung für UMTS und nutzt dafür das Lucent-Netz.

Die Nürnberger Firma "NCP Secure Communications" testet dort Sicherheitsvorkehrungen für das Internet. "Wir wollen mit diesen Tests unsere Sicherheits-Software UMTS-startklar machen", bekräftigt NCP-Geschäftsführer Peter Söll. Die Zusammenarbeit kommt seiner Ansicht nach vor allem dem Endkunden zu Gute: Die Software von NCP sei nachgewiesen praxistauglich. Für T-Mobile hat Lucent inzwischen ein zweites Testnetz aufgebaut, in dem ebenfalls mobile Datenanwendungen mit regionalen Firmen erprobt werden sollen.

Profitieren werden von den rund fünfjährigen UMTS-Forschungsarbeiten nach Lucent-Einschätzung vor allem mobile Geschäftsleute. "Jederzeit und überall ganz schnell auf Daten zurückgreifen zu können, das wird für Unternehmen entscheidend sein", meint Vertriebsleiter Irler. Er denkt beispielsweise an den Versicherungsvertreter, der beim Kunden auf dem Sofa sitzt. In Sekundenschnelle und natürlich sicher soll er dank Lucent-Technik und UMTS mit Mitarbeitern korrespondieren und Firmendaten austauschen können.