Justiz

Mannesmann-Affäre: Insgesamt sechs Manager angeklagt

Schaden von bis zu 57 Millionen Euro
Von dpa / Hayo Lücke

In der Mannesmann-Abfindungsaffäre sollen der von der Staatsanwaltschaft beschuldigte Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann und fünf weitere Manager einen Schaden von bis zu 111 Millionen Mark angerichtet haben. Die Düsseldorfer Ermittler bestätigten heute offiziell die Anklage: Danach droht unter anderem Ackermann und IG Metall-Chef Klaus Zwickel - als früheren Aufsichtsräten bei Mannesmann - und dem ehemaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser ein Prozess wegen besonders schwerer Untreue. Im Falle einer Verurteilung könnte das Strafmaß bis zu zehn Jahre Haft betragen.

Das Düsseldorfer Landgericht hat den Verteidigern eine zweimonatige Frist für Stellungnahmen eingeräumt. Danach wird entschieden, ob die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen wird und damit in einen der spektakulärsten Wirtschafts-Strafprozesse mündet.

Der bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone von den Beschuldigten verursachte Schaden liege zwischen 76 und 111 Millionen DM (39 bis 57 Millionen Euro), sagte der Leiter der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Hans-Reinhard Henke. Mehrere Zahlungen von Prämien und Pensionen hätten den Interessen des Unternehmens und den Bestimmungen des Aktienrechts widersprochen. Besonders die "Anerkennungsprämien" hätten "allein der Bereicherung der Begünstigten" gedient, nicht dem Wohl des Unternehmens. Es handele sich um "bewusste Schädigungen des Gesellschaftsvermögens und um schwer wiegende Pflichtverletzungen".

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits in der vergangenen Woche Anklage erhoben, zunächst aber keine Namen genannt. Zu den weiteren Angeschuldigten zählen der ehemalige Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk, Betriebsratschef Jürgen Ladberg und Personalchef Dietmar Droste, gegen den als einzigen nur wegen Beihilfe zur Untreue ermittelt wird.

Essers Darstellung, wonach mit den Prämien seine Leistungen besonders hinsichtlich des Börsenkurses honoriert werden sollten, ist nach Ansicht der Staatsanwälte widerlegt. Dies gelte auch für seine Aussage, er habe auf die Sonderzahlungen keinen Einfluss genommen.

Esser und Funk hätten sich als Gegenleistung für ihre Zustimmung zu einer "freundlichen" Übernahme der Mannesmann AG durch Vodafone erhebliche Sonderzahlungen zusichern lassen und sich dabei über ihre nach dem Aktienrecht festgelegten Zuständigkeiten hinweggesetzt. Zwickel und Ackermann haben die Beschlüsse nach Auffassung der Staatsanwaltschaft mit durchgesetzt, obwohl sie von deren Rechtswidrigkeit gewusst hätten.

Gegen vier weitere damalige Vorstandsmitglieder wird in einem abgetrennten Verfahren weiter ermittelt. Die Ermittlungen gegen Vodafone-Chef Sir Christopher Gent seien eingestellt worden.

Ein IG Metall-Sprecher bekräftigte am Dienstag, dass Zwickel den Millionen-Prämien nicht zugestimmt und selbst keinen Cent erhalten habe. Die Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage. Auch die anderen Betroffenen hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.

Die Anklageschrift umfasst 460 Seiten, die Prozessakten 31 Bände. die Ankläger haben 61 Zeugen benannt, darunter auch Wirtschaftsprüfer der damals für Mannesmann tätigen KPMG.