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Internet: Nur mit kostenpflichtigen Inhalten überlebensfähig

Zugangsanbieter brauchen Zubrot
Von Marie-Anne Winter

Es gehen nicht nur immer mehr Menschen ins Internet, wenn sie nach Informationen suchen, auch die Intensität der Nutzung nimmt zu. Nach Ansicht von Herbert Kubicek, einem Professor für angewandte Informatik, wird das Internet durch die Einführung der DSL-Technologie für breite Nutzerschichten zum Informations- und Unterhaltungsmedium. Aber allein mit dem Zugangsgeschäft sei auf Dauer kein Internet-Anbieter überlebensfähig. In einem Interview mit der Zeitung Die Welt sagte Kubicek, dass zwar noch nicht klar sei, was das ideale Angebotsmodell für die Internet-Anbieter sein wird. Sicher sei aber, dass künftig Bezahlinhalte ein wichtiges Standbein auch der Zugangsanbieter werden müssten. Allerdings sei "Inhalt" ein sehr weiter Begriff, es werde im erster Line um hochwertige Zusatzangebote gehen, für die die Kunden zu zahlen bereit sind.

Auch für die werbefinanzierten Angebote sähe es nicht gut aus. Zwar sei ein Teil der Werbung vom Printbereich ins Internet abgewandert. Das betrifft insbesondere die Rubrikenanzeigen, weil der Kleinanzeigenmarkt im Internet boomt. Der größte Teil der Internetwerbung sei aber noch immer die Bannerwerbung, und gerade da sähe es schlecht aus.

Eine Gefahr der Monopolisierung bei den Inhalten, etwa durch den Zugangsanbieter T-Online, der mittlerweile durch zahlreiche Partner im Content-Bereich ein breites Angebot kostenpflichtiger Inhalte im Programm hat, sieht Kubicek allerdings nicht, weil die Inhalte-Anbieter prinzipiell daran interesseirt seien, ihre Angebote breit zu streuen und nicht auf ein einziges Portal als Vermarktungsschiene setzen würden.

Auch die Gefahr, dass durch kostenpflichtige Inhalte künftig eine stärkere Spaltung der Nutzer in Gewinner und Verlierer bzw. solche, die sich kostenpflichtige Inhalte leisten können, und solche, die aus Kostengründen darauf verzichten müssen, schätzt Kubicek als gering ein. Es gehe bei der Frage, ob jemand ein Angebot nutzt, um das Preis-Leistungs-Verhältnis, nicht um den Preis an sich. Man müsse aber benachteiligte Gruppen nicht nur Zugang zum Internet gewähren, sondern sie an "alltagsrelevante Inhalte heranführen". Deshalb sei es wichtig, dass Institutionen, die das leisten können, etwa Bibliotheken oder Senioreneinrichtungen, entsprechende Rabatte von den Inhalte-Anbietern bekämen.