T-Tief

Neues Allzeit-Tief der T-Aktie (aktualisiert)

T-Aktie hat über 90 Prozent ihres Wertes verloren
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Hiobsbotschaften für die gebeutelten T-Aktionäre reißen nicht ab: Am Freitag rauschte die T-Aktie erstmals unter die Marke von zehn Euro. Für Telekom-Chef Ron Sommer wird der unaufhaltsame Fall der einst so beliebten Volksaktie zu einem Albtraum ohne Ende. Seit Tagen eilt das Papier von einem Allzeittief zum nächsten. Die schlechte Stimmung an den Kapitalmärkten und in der Telekom-Branche insgesamt ziehen wie ein Mühlstein die T-Aktie nach unten.

Zu Beginn des Handels notierte die Aktie bei schlechter Stimmung an den Börsen vorübergehend bei 9,79 Euro. Damit lag die T-Aktie bereits mehr als 30 Prozent unter ihrem Ausgabekurs von 1996. Richtig Geld verloren haben jene Anleger, die sich zur Zeit der Telekom- Euphorie mit entsprechenden Anteilsscheinen des rosa Riesen eindeckten. Seit ihrem Höchststand im März 2000 (104 Euro) schrumpfte der Aktienwert um mehr als 90 Prozent. Wer beim dritten Börsengang Mitte 2000 T-Aktien erhielt (65 Euro), hat rund 85 Prozent des Einsatzes verloren.

Für Kleinanleger ist es nur ein schwacher Trost, dass auch die Konkurrenten unter die Räder gerieten. So fielen die Aktien des britischen Mobilfunkriesen Vodafone, von France Télécom und der spanischen Telefonica am Freitag ebenfalls auf ein Allzeittief. Doch es ist immer wieder die T-Aktie, die in besonderer Weise an den Befindlichkeiten der Branche kratzt.

"Nicht nur wir, auch Telekom-Analysten halten die Aktie für deutlich unterbewertet", sagt Konzernsprecher Stephan Broszio über den dramatischen Absturz der T-Aktie. Vorstandschef Sommer verweist immer wieder auf die Stärke des Konzerns. Das Unternehmen sei mit seinen vier Sparten Mobilfunk, Festnetz, Systemgeschäft und Online richtig aufgestellt, wiederholt er gebetsmühlenartig. Er könne erst wieder ruhig schlafen, wenn die Aktie bei mehr als 70 Euro liege, sagte er im August vergangenen Jahres, als das Papier unter die 20 Euro-Marke fiel.

Ein solches Kursniveau erscheint heute nur noch als frommer Wunsch. Die Bankgesellschaft Berlin beispielsweise hat für die T- Aktie ein mittelfristiges Kursziel von 17 bis 18 Euro genannt. Bei der WestLB Panmure sind es 14 Euro. Telekom-Analyst Ralf Hallmann von der Bankgesellschaft gehen die Erklärungen aus. Fundamental sei der Absturz der T-Aktie nicht zu begründen, sagt er. Aktionärsschützer bezeichnen die T-Aktie als ein "Investment für Masochisten", sprechen von einem Zockerpapier.

Für den weiteren Kursrutsch nach unten haben nach Einschätzung von Händlern in den vergangenen Tagen vor allem Spekulanten beigetragen. So versuchten Hedge Fonds, durch so genannte Leerverkäufe den Kurs zu drücken: Sie verkaufen heute T-Aktien, die sie gar nicht besitzen, in der Hoffnung, sie später zu einem niedrigeren Kurs zu erwerben.

Erzürnt sind die Kleinanleger über die vollmundigen Versprechungen Sommers: Die Aktie sei eine sichere Anlage für die Rente. Auf der letzten Hauptversammlung Ende Mai bekam der Telekom-Chef die Wut der Kleinaktionäre zu spüren. Erbost waren sie nicht nur über den Niedergang der T-Aktie. Auch die Aufstockung der Managergehälter bei tiefroten Zahlen und Dividendenkürzung löste Unverständnis aus.

Forderungen nach einem Rücktritt des 54-jährigen Managers werden wieder lauter. Aber sowohl der Aufsichtsrat wie auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) stellten sich schützend vor Sommer. Der Bund ist mit rund 42 Prozent Hauptaktionär der Telekom.