Virtueller Plausch

Instant Messaging ist schwer im Kommen

Immer mehr Internet-Nutzer schätzen den privaten Chat
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die E-Mail ist schnell, Instant Messaging ist schneller. Mit diesem - kurz "IM" genannten - Dienst kommunizieren die Kinder der Online-Gemeinschaft längst in Echtzeit miteinander, während ihre Eltern noch auf die E-Mail warten. Jeder vierte Internetnutzer in Deutschland tauscht sich über IM aus, in den USA lag die Zahl der Nutzer einer Studie von Forrester Research Marktforschung zufolge im vergangenen Jahr bei rund 30 Prozent.

Beim Instant Messaging spart man sich den Umweg über den Server seines Internet-Providers, wo die E-Mails "zwischengelagert" werden, bis der Adressat sie abholt. IM ist eher eine Art privater Chat, an dem jeweils nur wenige vom Nutzer ausgewählte Personen teilnehmen. Die Voraussetzung für das Zustandekommen der Kommunikation ist, dass die Gesprächspartner gleichzeitig online sind und die gleiche IM-Software benutzen. Die Kommunikation erfolgt dann über ein kleines Fenster auf dem Bildschirm. Dort können eingehende Nachrichten gelesen und Antworten geschrieben werden. Die notwendige Software kann in der Regel kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden. Teilweise wird sie auch zusammen mit der Browsersoftware der Online-Provider angeboten.

Die drei meistgenutzten Programme für das Instant Messaging sind laut einer aktuellen Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Jupiter MMXI in Nürnberg der MSN Messenger von Microsoft sowie die beiden AOL Messenger ICQ und AIM (AOL Instant Messenger). Gleich dahinter folgen auf Platz vier und fünf TOM von T-Online und der Yahoo-IM. Das Funktionsprinzip ist bei allen ähnlich: Wer sich zum ersten Mal anmeldet und mit einem Freund oder Bekannten reden möchte, schickt diesem über den IM eine Nachricht. Ist der Empfänger einverstanden, setzt er den Absender auf seine Kontakt-Liste und erlaubt ihm damit das Betreten seines persönlichen Chat-Raumes.

Bis zu vier Gesprächspartner können gleichzeitig an einer IM-Sitzung teilnehmen. Melden sich die Anwender über das Internet bei ihrem Messenger-Dienst an, erscheint die Kontaktliste mit allen Einträgen. Diese Liste zeigt auch an, welcher IM-Partner gerade online ist.

Instant Messaging sei als "Spielzeug" konzipiert worden, so Glyn Geoghegan, Sicherheitsberater von ISS Internet Security Systems in London. Das führt unter anderem dazu, dass mit Ausnahme weniger Services - wie etwa ICQ, das ein Plug-In zur Verschlüsselung von Daten anbietet - die Daten unverschlüsselt verschickt werden. Allerdings sind die Gespräche flüchtig; sie werden im allgemeinen weder lokal noch auf dem Server des Dienste-Anbieters gespeichert.

Passwörter oder ähnlich sensible Daten sollten aber über IM grundsätzlich nicht übermittelt werden. Mit entsprechender Hacker-Software lassen sich die Informationen mit vergleichsweise geringem Aufwand abfangen. Das sei so einfach, wie ein Gespräch auf der Straße zu belauschen, erläutert Daniel Gläser, EDV-Experte der Stiftung Warentest in Berlin. "Man sollte sich das Instant Messaging wie ein Gespräch in der U-Bahn oder im Restaurant vorstellen." So lange sich die Nutzer darüber im Klaren sind, sei ein vernünftiger Umgang mit dem Instant Messenger gewährleistet.

Instant Messaging schafft trotz räumlicher Distanz Nähe. Das macht IM so erfolgreich, wie eine Befragung der University of California ergab. Selbst wenn das Büro leer ist, fühle man sich von Bekannten umgeben. Es sei beruhigend, die Leute kommen und gehen zu sehen. "Manchmal höre er im Kopf regelrecht die Türen ins Schloss fallen", erklärte einer der Befragten, der regelmäßig mit IM arbeitet.