Sparplan kontra Investitionsprogramm

FTD: MobilComs UMTS-Pläne sind France Telecom zu teuer

Differenzen zwischen MobilCom-Chef Schmid und France Telecom verschärfen sich
Von Marie-Anne Winter

Das gespannte Verhältnis zwischen dem MobilCom-Chef Gerhard Schmid und seinem Großaktionär France Telecom hat sich laut der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] )dramatisch verschlechtert. Als Grund dafür benennt die Zeitung die ebenso ehrgeizigen wie teuren Pläne Schmids für den Ausbau der neuen Mobilfunktechnik UMTS.

France Telecom hält zur Zeit über seine Mobilfunktochter Orange 28,5 Prozent der Anteile an MobilCom. Bei seinem Einstieg im Jahr 1999 hat sich France Telecom verpflichtet, den Großteil der UMTS-Investitionen zu finanzieren. Die Ansichten darüber, wie das in der Realität aussehen soll, gehen inzwischen weit auseinander: Während France-Telecom-Chef Michel Bon dem schuldengeplagten Konzern angesichts der Branchenschwäche vorerst nur behutsame Investitionen in die neue Mobilfunktechnik zutraut, plant Schmid einen schnellen und großzüzigen UMTS-Aufbau. Schmid kündigte Ende Januar ein voluminöses Investitionsprogramm an, das bis 2010 11,3 Milliarden Euro umfassen soll.

Bei der Finanzierung verlässt sich der MobilCom-Chef auf France Telecom. Schmid beruft dabei sich auf eine Vereinbarung, nach der sich der Partnerkonzern verpflichtet habe, 10 Milliarden Euro zu investieren. France Telecom hat dagegen vor, seine Schulden deutlich zu reduzieren. Der Konzern hat vor allem wegen Zukäufen in der Vergangenheit einen Schuldenberg von 65 Milliarden Euro angehäuft. Demgegenüber ist die MobilCom-Beteiligung, die mit 3,5 Milliarden Euro in den Büchern steht, noch 350 Millionen Euro wert. Erwartet wird, dass France Telecom rund 3 Milliarden Euro bis März abschreibt.

Der France-Telecom-Chef Bon ist skeptisch, ob die von Schmid formulierten UMTS-Umsatzziele im deutschen Markt zu erreichen sind, in dem sich mit derzeit sechs Lizenzinhabern so viele Wettbewerber wie nirgends sonst in Europa drängen. MobilCom rechnet mit einem durchschnittlichen Umsatz pro UMTS-Kunde von 55 bis 66 Euro im Monat. Analysten bewerten diese Annahmen als zu hoch. Marktführer T-Mobil beispielsweise nimmt nur 50 Euro Umsatz pro Monat und Kunde an.

"Wir kennen uns mit Herrn Schmid nicht mehr aus. Er ist sozusagen unberechenbar", wird ein ein France-Telecom-Vorstand zitiert. "Schmid ist anerkannt, dynamisch, und seine Marke ist okay, aber seine UMTS-Pläne sind einfach unrealistisch und unverantwortlich."

France Telecom deute mittlerweise an, dass das Unternehmen sich, falls Herr Schmid nicht zur Einsicht kommen sollte, gezwungen sehe, Schmid die Mehrheit an MobilCom abzukaufen, um die Geschäfte selbst kontrollieren zu können. Das dürfte allerdings auch ziemlich teuer werden, denn Schmid, der selbst 42 Prozent an dem von ihm 1991 gegründeten Unternehmen besitzt, hat die Option, France Telecom ein Drittel der MobilCom-Anteile zu einem Preis zu verkaufen, der weit über dem aktuellen Aktienwert liegt.

Diese wenig verlockenden Aussichten hatten zum jüngsten Kursverfall der France-Telecom-Aktie beigetragen. Das Papier hat seit Jahresbeginn 27 Prozent an Wert verloren. Aber auch für MobilCom sind die Aussichten nicht rosig, denn Analysten erwarten, dass MobilCom 2003 im operativen Geschäft einen Verlust von über 320 Millionen Euro einfahren wird. MobilComs Schulden werden sich bis 2005 mit 12 Milliarden Euro mehr als verdoppelt haben. Um zu verhindern, dass France Telecom an den Börsen große Aktienpakete zum derzeit niedrigen Kurs kauft, hat Schmid seine Frau und den verbündeten US-Investor Guy Wyser-Pratte eingespannt, Aktienpakete zu kaufen, um die Mehrheit zu sichern.