Gegen die Flaute pusten

MobilCom fürchtet Übernahme durch France Telecom

Schmid wirbt unabhängige Investoren, um France Telekom an der Übernahme weiterer Anteile zu hindern
Von Marie-Anne Winter

Der Vorstandschef und Mehrheitsaktionär des Mobilfunkunternehmens MobilCom, Gerhard Schmid, wappnet sich nach einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) gegen eine mögliche Übernahme durch France Telecom. Mit neuen Investoren versucht er die Franzosen auf Abstand zu halten.

France Telecom hatte im Frühjahr 2000 einen Anteil von 28,5 Prozent an Mobilcom gekauft. Damit sollte sich das Unternehmen einen Partner für den Aufbau eines UMTS-Netzes in den deutschen Markt sichern. Jetzt versucht der Konzern angeblich, weitere Anteile aufzukaufen. "Wir glauben, dass France Telecom seinen Aktienanteil im nächsten Jahr erhöht", heißt es im Spitzenmanagement von Mobilcom. "France Telecom ist daran interessiert, MobilCom zu 100 Prozent zu besitzen."

Um das zu verhindern, sucht MobilCom weitere Investoren. Neben einem ungenannten Investor, der fünf Prozent der MobilCom-Aktien halten soll, hat der New Yorker Investor Guy Wyser-Pratte 1,1 Prozent an MobilCom erworben. Wyser-Pratte begründet den Kauf mit der Annahme, dass die MobilCom-Aktie "bedeutendes Potenzial nach oben" habe. Außerdem wolle man verhindern, "dass die Kleinaktionäre des Unternehmens ein Übernahmeangebot auf dem derzeitigen niedrigen Kursniveau akzeptieren müssen".

Zur Zeit dümpelt das Papier in der Flaute am Neuen Markt. Nachdem die MobilCom-Aktie März 2000 mit 199 Euro ihr Hoch erreicht hatte, ging es nur noch abwärts: Am Montagnachmittag notierte die Aktie bei 24,95 Euro. Damit ist das Unternehmen an der Börse rund 1,5 Milliarden Euro wert. Beim Einstieg von France Telecom vor 20 Monaten, hatte Mobilcom noch einen Börsenwert von 7,7 Milliarden Euro. Jetzt ist die Gefahr groß, dass France Telecom zu diesem niedrigen Kurs weitere Aktienpakete kaufen will. Darum versucht MobilCom-Chef Schmid offenbar mit der Hilfe von Investoren selbst auf die Mehrheit der Anteile kommen. Er hält bisher 42 Prozent und ist damit größter Aktionär von MobilCom.

Die Beziehungen zwischen MobilCom und France Telecom jedenfalls waren von Anfang an schwierig. Man braucht sich, aber man liebt sich nicht: Schmid holte France Telecom ins Boot, weil er Hilfe für den Aufbau der dritten Mobilfunkgeneration braucht. Für France Telecom wiederum war MobilCom der Einstieg in den wichtigen deutschen Mobilfunkmarkt. Im Dezember 1999 hatten die Franzosen bereits vergeblich versucht, E-Plus zu kaufen, damals hatte sich das niederländische Telekommunikationsunternehmen KPN durchgesetzt.

Schon kurz nach der UMTS-Versteigerung im Sommer 2000, bei der Mobilcom und France Telecom für 8,5 Mrd. Euro eine Lizenz erwarben, wehrte sich Schmid gegen zu viel Nähe zu den Franzosen. Pläne aus Paris, Mobilcom in die Mobilfunktochter Orange einzugliedern und langfristig den Markennamen zu ändern, wies Schmid brüsk zurück. Ebenso vehement trat er Gerüchten entgegen, er wolle sich schon vor 2003 aus dem Konzern zurückziehen. Schmid hatte Mobilcom 1991 gegründet und 1997 an die Börse gebracht.

Allerdings wird mehr Nähe über kurz oder lang unvermeidlich: France Telecom hat eine Option, zwischen 2003 und 2006 die Mehrheit an Mobilcom zu übernehmen, indem sie Schmid einen Teil seiner Aktien abkaufen. Die derzeitigen Bemühungen, Aktien am Markt zu kaufen, deuten jedoch darauf hin, dass diese Option für den französischen Konzern teurer wäre als der derzeitige Kurs.