Moral

Schlechte Zahlungsmoral ist für Onlinehandel größeres Risiko als Hacker

Zahlungsfristen werden oft bewusst überschritten
Von Karin Müller / dpa

Die schlechte Zahlungsmoral von Kunden stellt für den Handel im Internet mittlerweile ein größeres Risiko dar als Betrugsversuche und Hackerangriffe. Das berichtet die in Würzburg erscheinende Zeitschrift "Markt und Mittelstand" in ihrer aktuellen Ausgabe. Sie beruft sich auf eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstitut Berlecon Research in Berlin.

Demnach sind besonders Firmen, die ihren Vertrieb auf das Internet ausgeweitet haben, von absichtlichen Überschreitungen der vereinbarten Zahlungsfrist betroffen. Dadurch würden den Lieferanten von Kunden gewissermaßen "Kredite zum Nulltarif" abgepresst, heißt es. Dies betrifft jedoch eher die kleinen und mittelständischen Händler als die Grossen der Branche. Karstadt, Quelle, Otto und andere haben in der Vergangenheit ein feinmaschiges Abwehrnetz gestrickt, um sich vor säumigen Schuldnern zu schützen. So werden z. B. die Adressen von schwarzen Schafen mit anderen Versandhäusern ausgetauscht. Außerdem ist die erste Bestellung finanziell limitiert. Die Problemquote bei den Versandhäusern liegt mit unter 10 Prozent ähnlich hoch wie im klassischen Versandhandel.

Schlechter sieht es allerdings bei den jungen e-commerce-Unternehmen aus. Hier fehlt nach Auskünften des Deutsche Multimedia-Verband DMMV zumeist ein funktionierendes firmeninternes Mahnwesen ebenso wie die nötige Finanzkraft, um den Schaden, den säumige Zahler verursachen, unbeschadet zu überstehen. Auch haben kleine Händler nicht die gleiche gute Datenbasis wie die großen Versandhändler zur Verfügung: Eine Bonitätsprüfung kostet beispielsweise bei Creditreform für Nichtmitglieder 400 Mark, Adressüberprüfungen sind zeitaufwendig und schlagen als externer Auftrag ebenfalls deutlich zu Buche. Außerdem haben die jungen Online-Händler keinen Einblick in die "roten Listen" der großen Kaufhäuser.