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Bonner Online-Wetterdienst zählt zu meistgenutzten deutschen Seiten

Demnächst Wetterbotschaften per SMS aufs Handy kommen
Von dpa /

Jeden Monat hängt ein kleiner Wetterdienst im Internet selbst Mediengiganten ab. Wenn die "Informationsgesellschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern" (IVW) auswertet, welche deutschen Internetseiten am häufigsten angeklickt wurden, ist www.wetteronline.de regelmäßig ganz vorn dabei. Im August landete das Bonner Unternehmen auf Platz vier, mitten zwischen den Online-Angeboten von Sat1, RTL und Spiegel.

Das 1996 gegründete Unternehmen ist mit über 20 Millionen Nutzern im Monat das am meisten abgerufene Wetterangebot Europas. In einem herrschaftlichen Altbau aus der Kaiserzeit sitzt die Firma, deren Gründer 1996 eine Marktlücke entdeckten. "Die Wetterangebote, die vor uns da waren, waren meist nicht mehr als Duplikate der Printversionen", sagt Gründer Jörg Klaßen. Der promovierte Meteorologe gründete das Unternehmen zusammen mit seinem Partner, dem Physiker Ulrich Römer, "weil das Thema Wetter in Online-Medien reinpasst wie kein anderes".

Die Nutzung von wetteronline.de ist kostenlos, das Unternehmen finanziert sich über Werbebanner auf den eigenen Seiten. Besucher der Seite können sich das Wetter im eigenen Postleitzahlenbereich anzeigen lassen, Vorhersagen und das Reisewetter abrufen. Auch aktuelle Informationen über Pollenflug und Biowetter sind beim Online-Wetterdienst abrufbar.

Wer täglich persönlich über die Wetterlage vor der eigenen Haustür informiert sein will, ohne aus dem Fenster zu sehen, kann sich die Wetterdaten per E-Mail zusenden lassen. Mittels WAP-System ist das Wetter auch über das eigene Handy abrufbar.

Das Angebot gibt es inzwischen auch für niederländische und britische Nutzer, sogar ein chinesisches Angebot steht auf der Startseite des Dienstes bereit. Für diese Zusatzangebote arbeiten die Meteorologen aus Bonn eng mit Kollegen aus diesen Ländern zusammen.

Die Daten bezieht das Unternehmen von staatlichen Wetterdiensten, die über etwa 10 000 Mess-Stationen weltweit verfügen. Der größte Teil der Daten kommt aus den USA. Dort zahlt man nichts für die Datennutzung. Von deutschen Diensten nutzen sie nur den kostenlosen Teil des Angebots. "Die meisten Daten sind ohnehin im Internet frei verfügbar", sagt Klaßen. "Inzwischen fragt der Deutsche Wetterdienst bei uns an, ob wir unsere Daten an sie verkaufen."

Denn frei verfügbare Daten sind für Laien nicht unbedingt verständlich. "Unsere Dienstleistung besteht darin, die Daten benutzergerecht aufzubereiten und zu präsentieren." Auf dieser Überzeugung basiert das gesamte Unternehmen: Die Präsentation von Daten soll nicht von Grafikern, sondern von Fachleuten kommen. "Wichtig ist, dass die eigentliche Aussage nie durch grafische Spielereien überdeckt wird, sagt Klaßen. "Wenn ich Börsenkurse lese, interessiert mich auch nicht, ob die Kurven bunt sind oder nicht."

Inzwischen beschäftigt Wetteronline 16 Mitarbeiter. Sie zählen Yahoo, die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, Freenet und Fireball zu ihren Kunden. Der Umsatz liegt im einstelligen Millionenbereich. Klaßen und Römer wollen ihren Service ausbauen. Demnächst sollen Wetterbotschaften per SMS aufs Handy kommen.