J2ME

Die Kaffeekanne im Display

Java erobert das Handy
Von dpa /

An die Kaffeekanne im Display können sich Besitzer eines Handys schon mal gewöhnen. Es handelt sich dabei um das Logo von Java, einer offenen Standard-Programmiersprache, die unabhängig von der Plattform und von einzelnen Herstellern ist. Dahinter steckt die Idee, dieselbe Software für verschiedene Geräte einsetzbar zu machen. Dazu gehören neben Computern und Handhelds künftig eben auch Mobiltelefone.

"Bis zum Ende des kommenden Jahres wird Nokia weltweit 50 Millionen Java-Handys verkaufen", sagt Nina Lenders, Pressesprecherin des finnischen Mobiltelefonherstellers mit Deutschlandsitz in Düsseldorf. Dabei wird Nokia erst im ersten Quartal 2002 ein voll Java-fähiges Gerät anbieten. Bisher wird lediglich Personal-Java, eine abgespeckte Java-Version, vom 9210 Communicator unterstützt. Inwieweit Nokia selbst entsprechende Software zum Download bereitstellen wird, ist noch nicht klar.

Für durchaus realistisch hält Stefan Marx, Mitglied der Java User Group Deutschland (JUG), Zahlenspiele wie die von Nokia. "Bereits heute gibt es viele mobile Geräte in denen Java sozusagen im Hintergrund werkelt", sagt Marx, der außerdem Leiter der Abteilung Basistechnologie beim IT-Beratungsunternehmen Process Management Consulting in Köln ist. Zudem könne man davon ausgehen, dass ein großer Teil der verkauften Handys nach spätestens zwei Jahren ausgewechselt wird. Und die neuen Geräte werden Java-tauglich sein. Siemens SL45i

Das erste voll Java-fähige Mobiltelefon im GSM-Standard hat Siemens im August auf den Markt gebracht: Das "SL45i" solle es seinem Besitzer ermöglichen, das Handy durch den Download von Anwendungen möglichst individuell an seine Bedürfnisse anzupassen, erklärt Stefan Müller, Pressesprecher bei Siemens in München.

Die verwendete Wireless Java-Plattform basiert nach Angaben von Siemens auf dem J2ME-Standard von Sun Microsystems. Nach dem Erwerb eines Basispakets vom Mobilfunkbetreiber lassen sich die zusätzlichen Anwendungen auf das Mobiltelefon herunterladen, heißt es weiter von Siemens. Vorstellbar wären zum Beispiel Restaurantführer, Adressbücher und Spiele.

Das Herunterladen erfolgt Siemens zufolge mittels so genannter Over-the-air-Technik (OTA). Darüber hinaus könnten Anwendungen aus dem Internet auf den PC heruntergeladen und anschließend auf das Mobiltelefon übertragen werden. Alternativ lasse sich der Download auch über SMS bewältigen. Bevor die Anwendungen auf das SL45i geladen werden, können sie demnach zur Auswahl gesichtet werden.

Zwar hat Siemens mit dem SL45i die technische Voraussetzungen für die Java-Nutzung im Mobilfunk geschaffen. Doch am Software-Angebot hapert es noch ein wenig: Ausschließlich Spiele in einer auf Java basierenden Programmiersprache bietet der Mobilfunkanbieter D2 Vodafone derzeit an. "Es handelt sich um neun Spiele, darunter Jurassic Park III", erklärt Christian Schwolow, Pressesprecher von D2 in Düsseldorf.

Der Anwender zahlt bei D2 pro Download 4,95 Mark. Extra Levels oder ein Eintrag in die High-Score-Liste kosten 39 Pfennig. Einen Nachteil birgt das D2-Angebot: Die Spiele lassen sich lediglich auf zwei Handys von Philips verwenden - auf dem "Xenium 9@9" sowie auf dem "Azalis 288". Von Philips in Hamburg heißt es dazu, man wolle sich zunächst auf die Nutzung der Java-basierten Spiele beschränken.

Mit der Markteinführung der Endgeräte will der Mobilfunkanbieter T-D1 seine Kunden mit Java-Applikationen fürs Handy ausstatten. "Wir werden dann die gesamte Bandbreite bringen. Dazu gehören Spiele genauso wie Restauranttipps und Kochrezepte", kündigt T-D1-Sprecher Philipp Schindera in Bonn an. Was der Spaß kosten wird, verrät Schindera noch nicht.

Einen Vorteil bietet die Wireless Java-Technologie Besitzern des Siemens-Handys jetzt schon: E-Mails können offline geschrieben werden. Für den Versand wird anschließend die Verbindung zum Internet aufgebaut. Ob man für weitere Klingeltöne und Bildschirmschoner tatsächlich ein Java-Handy benötigt, ist fraglich.

Java könnte aber ernst zu nehmende Nachteile besitzen: Einige Experten sehen in der Programmiersprache eine Gefahr für Handys und Daten. Im Mai dieses Jahres hatte der japanische Mobilfunkbetreiber NTT Docomo den Verkauf eines so genannten I-Mode [Link entfernt] -Handy-Modells von Sony gestoppt. Damals hatte NTT Docomo mitgeteilt, dass es bei dem Update einer Datenbank, die Java verwende, zu einem Sicherheitsproblem kommen könnte. Demnach waren unbeteiligte Dritte in der Lage, übermittelte Daten mitzulesen.

"Viren oder allgemein infektiöse Programme sind natürlich nie völlig ausgeschlossen", erklärt Java-Experte Stefan Marx. Java biete jedoch entsprechende Verfahren, um die Ausführung von potenziell unsicheren und unbekannten Programmen abzusichern. "Ich halte die Gefahr durch Viren für eher gering, selbst wenn die aufgetretenen SMS-Viren zeigen, dass auch eine eigentlich sehr sichere Plattform nicht fehlerfrei ist."