Skepsis

Ericsson: i-Mode wird höchstens Nischenprodukt

Schwedischer Telekomausrüster bezweifelt Markterfolg für i-Mode in Europa
Von Marie-Anne Winter

Anders als die optimistischen Einschätzungen der niederländischen KPN und ihrer deutschen Tochter E-Plus bewerten die Marketing-Experten des schwedischen Technologie-Herstellers Ericsson die Chancen für den Erfolg des japanischen Dienstes für das mobile Internet in Europa sehr zurückhaltend. Der Ericsson-Marketingvorstand Torbjörn Nilsson sagte im Gespräch mit der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ): "i-Mode wird höchstens ein Nischenprodukt". Der niederländische Telefonkonzern plant, i-Mode ab Dezember in Deutschland und dann später in den Niederlanden und Belgien zu starten. In Japan ist der Mobilfunkbetreibers NTT Docomo mit dem mobile Internetdienst derzeit äußerst erfolgreich. Hauptvorteil gegenüber dem in Europa gängigen Internet-Übertragungsstandard WAP sind die farbigen Bilder, die mit i-Mode schnell aufs Handy geladen werden können.

Der Markterfolg von i-Mode hängt nun entscheident von den Mobiltelefonproduzenten ab: Wenn sie nicht rechtzeitig genügend Endgeräte liefern können, wird der Markt für i-Mode nur schleppend oder gar nicht in Schwung kommen. Diese bittere Erfahrung mussten die Mobilfunkanbieter schon bei der Einführung von WAP (Where Are the Phones?) und GPRS machen. E-Plus verhandelt deshalb mit japanischen Handyherstellern, um sich eine ausreichende Anzahl von Geräten für den Start zu sichern. Allerdings sind asiatische Modelle in Europa bei den Kunden nicht sehr beliebt, die Marktanteile sind entsprechend gering. Mit Ericsson sei E-Plus nicht im Gespräch, sagte eine E-Plus-Sprecherin - was angesichts der Einschätzung dieses Herstellers sicherlich nicht überrascht.

Wie Herr Nilsson sagte, sieht Ericsson in Europa keinen Markt für i-Mode. Konsequenterweise wird sein Unternehmen zunächst keine Handys für diesen Standard anbieten. Das erstaunt allerdings angesichts der Tatsache, dass Ericsson zum 1. Oktober ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem japanischen Elektronikkonzern Sony starten wird, das die gesamte Handyproduktion beider Konzerne übernehmen wird. Sony bietet in Japan bereits i-Mode-Handys an. Ericsson hingegen will sich weiterhin auf WAP konzentrieren. Dieser Standard fürs mobile Internet soll mit der neuen Übertragungstechnik GPRS (General Packet Radio System) schneller und anwendungsfreundlicher werden. Die neue WAP-Version wird in den nächsten Monaten auf den Markt kommen und soll mit i-Mode kompatibel sein.