WLL am Ende?

Weitere Pleite im WLL-Markt - Aus für alternative Zugangstechnik?

VATM kritisiert Regulierungsbehörde
Von Marie-Anne Winter

Nach Callino und Firstmark musste auch die Potsdam ansässige Deutsche Landtel [Link entfernt] GmbH einen Insolvenzantrag stellen. Nachdem die Investoren der Muttergesellschaft LandTel N.V. (Rotterdam) am 8. August beschlossen haben, das Unternehmen nicht weiter zu finanzieren, blieb der Geschäftsführung nicht anders übrig, als das Insolvenzverfahren einzuleiten. Die Entscheidung der Gesellschafter wurde in einer Pressemitteilung mit einer Reihe von Faktoren begründet, zu denen die aktuell sehr schwierige Finanzmarktsituation, die generell schwierigen Marktbedingungen für Telekommunikationsunternehmen und die fehlenden Voraussetzungen für einen echten Wettbewerb der Zugangsnetzbetreiber in Deutschland zählen.

Alles in allem bedeutet das einen herben Rückschlag für die innovative breitbandige Anschlusstechnologie per Funk - Wireless Local Loop, kurz WLL genannt.

Gerade auch außerhalb der Ballungsgebiete sollten per WLL vor allem mittelständische Unternehmen und Kunden mit hohem Datenaufkommen mit qualitativ hochwertigen breitbandigen TK-Dienstleistungen versorgt werden, die dort von der Deutschen Telekom - auch wegen der fehlenden Konkurrenz - oft gar nicht angeboten werden. Diese z. B. in den USA oder Spanien erfolgreiche neue Technologie wurde auch vom deutschen Regulierer vor einigen Jahren als wichtige Zugangstechnologie gepriesen, die für mehr Wettbewerb im Ortnetz sorgen könne. Der VATM findet es völlig unverständlich, dass die Regulierungsbehörde (RegTP) selbst dieser sich seit Monaten abzeichnenden Entwicklung untätig gegenüber steht und einer massiven Verzögerungspolitik der Telekom nichts entgegen setzt. Die Vertreter der im VATM organisierten Anbieter für Telekommunikations- und Mehrwertdienste argumentieren, dass dort, wo die Telekom selbst breitbandige Angebote per DSL-Technik im Markt hat, von der Regulierungsbehörde akzeptierte Dumpingpreise den alternativen Unternehmen das Geschäft erschweren. Die Investitionen dieser Unternehmen in neue innovative Infrastrukturen werden dadurch entwertet - den Wettbewerbern geht, wie jetzt deutlich zu sehen ist, einfach die Luft aus.

"Wenn der Regulierer nicht endlich gegen die massiven Behinderungen und Verzögerungen vorgeht, vor allem aber Preisdumping schnell und effektiv verhindert, werden die Businesspläne vieler Unternehmen nicht mehr zu halten sein. Es wird nicht die erhofften Investitionen in alternative Ortsnetztechnologien geben", warnt Jürgen Grützner, Geschäftsführer des VATM.

"Wir sind in Deutschland gerade dabei, den Anschluss an die führenden Technologienationen zu verlieren, in denen breitbandige Funkanbindungen per Wireless Local Loop ebenso wie TV-Breitbandkabel in einem funktionierenden fairen Wettbewerb zum Telefonnetz stehen und überlassen stattdessen dem Exmonopolisten kampflos den gesamten Zukunftsmarkt für Internet und Datendienste. Wenn die Regulierungsbehörde nicht schnellstens handelt, gegen die Verzögerungs- und Behinderungsstrategie der Telekom vorgeht und Dumpingpreise konsequent verhindert, droht sich die Regulierungsbehörde selbst überflüssig zu machen" fürchtet Grützner.