Abhören leicht gemacht

Phonetracker: Überwachung per Handy

Mit einem kleinen Zusatzmodul wird das Handy zur Alarmanlage
Von Marie-Anne Winter

Dass das Handy nicht nur zum Telefonieren da ist, wissen Handy-Fans schon lange. Es ist Spielzeug, Prestigeobjekt, Telegrafenamt, Wecker und Terminplaner. Und jetzt wird es sogar zur Alarmanlage: Der Phonetracker, die jüngste Entwicklung eines Brandenburger Start Up Unternehmens, ist ein eher unscheinbarer Adapterstecker für Siemens und Nokia Handys, der es jedoch in sich hat.

Das Modul eröffnet mit seinem integrierten Mikroprozessor ganz neue Anwendungen: Einfach im Fahrzeug versteckt, informiert es den Besitzer, wenn sich jemand an selbigem zu schaffen macht. Ob Pkw, Laster, Baumaschine oder Motorrad, der im Phonetracker integrierte Erschütterungssensor registriert die Bewegung des Objektes und sendet daraufhin einen frei definierbaren Text per SMS an ein Handy oder auch einen Festnetzanschluss. Wird das Objekt der Begierde doch gestohlen, lässt es sich über den internetbasierten Handy-Ortungsdienst der Netzbetreiber innerhalb von Ortschaften auf wenige 100 Meter genau lokalisieren. Natürlich können auch Personen mit dem Phonetracker ausgestattet werden, misstrauische Partner oder ängstlich besorgte Eltern können dann eine "Schutzzone" definieren, deren Größe unter anderem vom Standort, der Reichweite und der Auswahl der verfügbaren Funkzellen eines beliebigen Netzbetreibers abhängt. Solange sich die Person darin aufhält, bleiben Handy und Phonetracker passiv. Beim Verlassen der "Schutzzone" alamiert der Phonetracker per SMS oder durch einen Anruf die misstrauische Ehefrau oder den besorgten Papa. Es ist sogar möglich, sich in die prekäre Situation hineinzuhören und die Umgebungsgeräusche wahrnehmen. Bei diesem Leistungsmerkmal wird der Klingelton abgestellt und der Phonetracker nimmt ein ankommendes Gespräch selbständig an.

Schöne Zeiten also für Überwachungsfetischisten und Sicherheitsfanatiker. Die Frage ist, wie weit Privatpersonen andere Privatpersonen überhaupt abhören dürfen. Diese Art der Überwachung stellt zweifelsohne einen schwerwiegenden Eingriff in die Privatsphäre dar, so praktisch das kleine Gerät auf den ersten Blick erscheinen mag, den breiten Einsatz wird sich kaum jemand ernsthaft wünschen können. Am Ende macht sich statt der noch akzeptablen Überwachung des eigenen Fahrzeugs ein "Abhörvoyeurismus" breit - denn so ein kleines Handy mit einem noch viel kleineren Zusatzgerät ist leicht zu verstecken...