Unmut

Private Telekom-Anbieter sehen Rückkehr zum Monopol

Vorwurf: Telekom bremst Konkurrenten aus
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Öffnung des Telekommunikations- und Internetmarktes in Deutschland droht nach Ansicht der privaten Anbieter zu scheitern. "Wir gehen zurück zum Monopol", sagte der Präsident des Branchenverbandes VATM, Joachim Dreyer, in Berlin. Der Wettbewerb werde von der Deutscher Telekom und auch von der Bundesregierung ausgebremst. 20 000 Arbeitsplätze stünden auf der Kippe. Die Regulierungsbehörde sei nicht durchsetzungsfähig und Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) offensichtlich mehr an einem hohem Marktanteil der Deutschen Telekom interessiert.

Die Telekom versuche über eine Preisführerschaft in allen Bereichen ihre Konkurrenten auszumanövrieren. Im Ergebnis könnte sich in den nächsten Jahren ein Oligopol aus der Telekom und einigen größeren privaten Anbietern herausbilden. Der Standort Deutschland werde leiden. Die Tendenz sei im Postsektor und in der Energiewirtschaft schon zu beobachten gewesen, sagte Dreyer.

In der Branche, die mit 60 000 Beschäftigten über 35 Milliarden Mark Umsatz jährlich erwirtschafte, dürften mit großer Wahrscheinlichkeit 20 000 Arbeitsplätze verloren gehen, argumentierten Präsidiumsmitglieder. Davon wären auch Zulieferer betroffen. Derzeit schreibe kein Anbieter schwarze Zahlen. 80 Prozent der rund 100 Firmen würden "die Segel streichen". Im VATM sind die 50 größten organisiert.

Der Chef der Regulierungsbehörde, Matthias Kurth, habe viel zu spät festgestellt, dass unter seiner Entscheidung, den DSL-Preis der Deutschen Telekom zu tolerieren, alle breitbandigen alternativen Anschlusstechnologien massiv zu leiden hätten - von Wireless Local Loop (WLL) über das Breitband-TV-Kabel bis hin zur Powerline-Technologie ("Internet aus der Steckdose") seien die Preise verdorben.

Die niedrigen Preise machten es Konkurrenten schwer, Pauschalpreise anzubieten. Solange aber nach Pfennigen pro Minute abgerechnet werde, werde das Internet kein Massenmedium. Die Erfolgsstory Deutschland werde von der Regierung mit geschönten Zahlen präsentiert, hieß es. Mit 14 Millionen privaten Internetnutzern liege die Bundesrepublik in Wirklichkeit hinter Großbritannien.

Die in den nächsten vier Jahren noch notwendigen 20 Milliarden Mark Investitionen in die Netze würden dann auch nicht mehr getätigt. In den vergangenen zehn Jahren habe die Branche 140 Milliarden DM investiert, davon fast 100 Milliarden Mark in die UMTS-Lizenzen. Die vom Bund durch die UMTS-Versteigerung erzielten Einnahmen seien inzwischen praktisch wieder durch die Verluste als Aktionär bei der Deutschen Telekom eingebüßt worden.