Teamarbeit

Glosse: Tour und Rubel rollen

Dank "Tour de France" klingeln die Kassen im Fanshop des "Team Telekom"
Von Michael Hahn

Sie ist das Highlight im Radsport - wichtiger als eine Weltmeisterschaft: Die "Tour de France", das härteste Radrennen der Welt. Wie in jedem Jahr hetzen dort die besten Radprofis einmal quer durch Frankreichs Provinzen. Mit dabei: Das deutsche "Team Telekom". Zur Freude der Konzernzentrale in Bonn, denn die Erfolge von Jan Ullrich, Erik Zabel und Co. sind nicht nur gut für's Firmenimage: Feiert das Team in Frankreich Erfolge, finden in Deutschland die Telekom-Souvenirs reißenden Absatz. Kaum vorstellbar, was da alles über den Tresen geht.

Trikot, Rennhose, Helm und Handschuhe sind da nur die Grundausstattung - gut 400 Mark kann man allein dafür ausgeben. Einmal so aussehen wie das Vorbild auf dem Fahrad, das ist schließlich der größte Wunsch eines wahren Fans. Und wer's ganz authentisch haben will, kann mit Team-Cap, Sonnenbrille und Rennsocken (!) dem Original schon sehr nahe kommen. Fehlt nur noch der richtige Duft - doch mit dem Körperpflegeset für 18,58 Mark kann auch dieser Makel behoben werden. Noch besser: Man nimmt noch "das Power-Paket mit drei Topprodukten für gesteigerte Leistungskraft" hinzu. Denn mit dem "Premium-Fruchtpulver", den Trinkampullen "Fost Print Plus" und den "Spirulina-Premium-Tabletten" ist man vielleicht sogar fast so schnell wie die eigenen Idole. Dabei ist das Paket fast ein Schnäppchen: Die Präparate mit den lustigen Namen gibt's schon für schlappe 150 Mark!

Wieviel die Telekom durch ihren Gemischtwarenladen verdient, mag sie nicht verraten. Die Verkaufszahlen sind wohl behütet. Kein Geheimnis ist jedoch: Jeder Käufer wird sozusagen Teil des Teams. Der Werbeeffekt mit den lebendigen Litfafaßsäulen ist einkalkuliert. Und die Strategie der Bonner scheint aufzugehen, denn - soviel will man dann doch verraten: "Die Trikots sind Renner". Das darf man glauben - steigt doch die Zahl der magentafarbenen Möchtegern-Ullrichs auf Bundes- und Landstraßen merklich an. Übrigens: Auch an die weniger sportlichen Fans hat die Telekom gedacht: Das Trikot gibt's in sechs Größen. Schließlich soll auch schon manch Profi mit Übergewicht auf dem Rad gesessen haben - da muss es auch dem Fan gestattet sein.

Fazit: Nicht nur mit einem Riesen-Werbeetat - auch dank einer durchtrainierten Merchandise-Abteilung gelingt es der Telekom, das "gelbe Trikot" des im Gesamtklassement Führenden auf dem Deutschen Telekommunikationsmarkt zu behaupten. Und das, obwohl manche Preise allenfalls in der Bergwertung Chancen hätten...