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Infineon-Kurs stürzt nach Gewinnwarnung ab

Verluste für 2001 erwartet
Von AFP /

Wegen der schlechten Lage auf dem High-Tech-Märkten befürchtet der Chiphersteller Infineon im Ende September zu Ende gehenden Geschäftsjahr einen Verlust. Das räumte Firmenchef Ulrich Schumacher am Mittwoch vor Analysten in München ein, nachdem sein Unternehmen kurz zuvor einen Umsatzeinbruch und einen Bruttoverlust von bis zu 600 Millionen Euro (1,17 Milliarden Mark) im laufenden Quartal angekündigt hatte. Die Aktie der Siemens-Tochterfirma verlor zwischenzeitlich 16,57 Prozent oder knapp ein Sechstel ihres Wertes und stürzte auf ein Rekordtief. Am Nachmittag lag der einstige Vorzeige-Wert im Deutschen Aktienindex (DAX) im elektronischen Xetra-Börsenhandel bei nur noch 29,81 Euro (58,30 Mark).

Der Preisverfall auf dem Halbleitermarkt sowie einmalige Abschreibungen auf Lagerbestände hätten einen negativen Einfluss auf das Geschäftsergebnis, erklärte Infineon. Der Umsatz werde im laufenden Quartal um bis zu 30 Prozent zurückgehen. Das Ergebnis werde "signifikant von der weiter verschlechterten Situation des Halbleitermarktes beeinträchtigt werden", meldete das Münchner High-Tech-Unternehmen. Analysten zufolge könne der Markt in diesem Jahr um bis zu 20 Prozent schrumpfen. Mit Blick darauf will Infineon seine Investitionen im kommenden Jahr um mehr als eine Milliarde Euro (knapp 1,96 Milliarden Mark) kürzen und frei werdende Stellen zunächst nicht wieder neu besetzen. Die Infineon-Investitionen im laufenden Jahr wurden bereits von 2,8 auf 2,3 Milliarden Euro (fast 5,5 auf knapp 4,5 Milliarden Mark) zurückgefahren.

Die Lage in der gesamten Halbleiterindustrie habe sich seit der Bekanntgabe der Infineon-Ergebnisse für das erste Vierteljahr 2001 Ende April noch weiter verschlechtert, erklärte das Unternehmen. Bei Mobiltelefonen zeichne sich weiterhin keine Wiederbelebung der Nachfrage ab. Wichtige Kunden hätten Aufträge verschoben oder storniert; damit würden Lagerbestände steigen und Umsatzzahlen sinken. Zudem seien die Preise für Speicherbausteine "weiter stark gefallen". Vor allem auf dem Markt für Personal Computer (PC) sei die Nachfrage schwächer als erwartet; dies habe ebenfalls höhere Lagerbestände zur Folge. Auch bei den Integrierten Schaltkreisen (ICs) für Sicherheits- und Chipkarten werden bei Infineon derzeit Aufträge storniert; die Preise geraten demnach "unter starken Druck".

Die ungewöhnlich deutliche Warnung zog auch andere DAX-Technologiewerte in Mitleidenschaft, darunter die Infineon-Mutter Siemens, den Komponentenhersteller Epcos und den Softwarekonzern SAP. Analyst Harald Schnitzer von der DG Bank betonte, mit der Warnung seien die letzten Hoffnungen auf eine Wende in diesem Jahr verpufft. Nach ähnlichen Ankündigungen bei Konkurrenten und Kunden wie wie STMicroelectronics, Philips Semiconductors und dem Handy-Konzern Nokia sei der Schritt aber unausweichlich gewesen. Der Analyst von Merck Finck, Theo Kitz, betonte, das Ausmaß der Quartalsverluste bei Infineon habe die Märkte überrascht. Gerechnet worden sei mit einem Minus von höchstens 200 Millionen Euro.

Halbleiter-Hersteller wie Infineon sind auch für die Telekom-Branche extrem wichig, da sie die Chips für Geräte wie Handys und Vermittlungseinrichtungen liefern. Wenn die Preise der Halbleiter sinken, wird sich das mittelfristig auch auf die Preise von Telekommunikations-Ausrüstung wie Vermittlungseinrichtungen auswirken.