Keine Koop

Microsoft und AOL: Gespräche abgebrochen

Media Player contra Real Networks
Von dpa / Marie-Anne Winter

AOL Time Warner und Microsoft haben sich nicht auf eine Zusammenarbeit bei der Integration von strategisch wichtigen Online-Diensten einigen können. Die Gespräche wurden nach Angaben eines hochrangigen AOL-Managers am Samstag (Ortszeit) abgebrochen.

Die Verhandlungen seien an der Frage gescheitert, welche Möglichkeiten Internet-Nutzer künftig bei der Auswahl ihrer bevorzugten Software zum Abspielen von digitaler Musik und Videos aus dem Internet haben sollten.

Laut CBS Marketwatch sagte der AOL-Manager John Buckley, Microsoft habe darauf bestanden, seine eigene Software Windows Media Player statt der Programme des AOL-Partners Real Networks in das neue Betriebssystem Windows XP zu integrieren.

"Die Gespräche endeten an einem Punkt, an dem es nicht um AOL und Microsoft ging", wurde Buckley zitiert. "Das Thema war vielmehr Microsofts Absicht, andere Medien-Software zu benachteiligen und sich selbst eine Position zu verschaffen, in der man den Markt für Musik und Videos im Internet dominiert."

Gerüchte über einen Abbruch der Gespräche hatte es schon vor zwei Wochen gegeben. Im Falle eines Erfolgs wäre eine beispiellose Zusammenarbeit zweier Software- und Mediengiganten entstanden. Die beiden Konzerne hatten wochenlang über eine Kooperation verhandelt, die den standardmäßigen Einsatz des Microsoft-Browsers Internet Explorer in der AOL-Software vorsah. Im Gegenzug hätte Microsoft einen direkten Zugang zu AOL in die Oberfläche von Windows XP integriert.

Ein weiterer Streitpunkt war der Plan von Microsoft, den eigenen Internet Messaging Service in Windows XP einzubinden. Die bei Endverbrauchern sehr beliebten Messaging-Programme ermöglichen es einem Surfer festzustellen, ob ein Freund ebenfalls gerade online ist, und mit ihm ohne großen Aufwand sofort zu kommunizieren. AOL ist bisher mit seinem Instant Messenger Marktführer.

Zudem waren die Sorgen bei AOL und anderen Internet-Firmen groß, dass Microsoft mit seinem. NET-Konzept eine weitere Abschottung gegen andere Technologien durchsetzen könnte. Dafür würden die Surfer nach Angaben der deutschen Computer-Fachzeitschrift "c't" nicht nur die Software, sondern auch Hardware und Datenbestände von Microsoft nutzen. Notwendig ist dafür außerdem die ebenfalls von Microsoft stammende "Passport"-Technologie. Sie gibt dem Nutzer eine "Online- Identität", verwaltet alle persönlichen Informationen bis hin zur Kreditkarten-Nummer und macht das Einkaufen im Internet erheblich komfortabler.