Bedenken

Verbraucher fühlen sich beim Internet-Shopping nicht wohl

Angst vor Sicherheitslücken hält viele vom Online-Einkauf ab
Von dpa / Marie-Anne Winter

Sicherheitsbedenken halten immer noch viele Verbraucher von Einkaufstouren im Internet ab. "Wir haben Akzeptanzprobleme beim E-Commerce, der Datenschutz ist dabei ein zentrales Thema", sagt Rolf Bender, Regierungsdirektor für Medienrecht im Bundeswirtschaftsministerium (BMWI). Voraussichtlich Anfang Juni berät der Bundestag eine Neufassung des Teledienstdatenschutzgesetzes, das den Datenschutz im Internet regelt. "Mit der Novelle erwarten wir einen Push für den elektronischen Handel", sagt Bender.

Das Internet ist zwar längst zu einem riesigen Warenhaus geworden, aber der Boom im E-Commerce ist hier zu Lande bislang ausgeblieben. Weltweit erreichte der Umsatz im Handel via Datennetz laut Studien im vergangenen Jahr 285,9 Milliarden Dollar (derzeit rund 650 Milliarden Mark). Deutschland hatte daran nur einen Anteil von 9,1 Milliarden Dollar. Einzelhändler erreichten im vergangenen Jahr nach Schätzung ihres Verbands einen Online-Umsatz von fünf Milliarden Mark - damit steuern sie lediglich 0,5 Prozent zum gesamten Einzelhandelsumsatz bei.

Internet-Shopper sorgen sich zu Recht um den Missbrauch ihrer persönlichen Daten: In einer Untersuchung hat die TÜV Nord Security GmbH Hamburg Ende vergangenen Jahres festgestellt, dass beim Datenschutz mehr als 70 Prozent der Anbieter im grauen Bereich operieren. So holten 86 Prozent nicht das Einverständnis der Käufer ein, wenn sie deren Daten an Dritte vermittelten. Die Löschung von Kundendaten garantierten 91 Prozent nicht ausdrücklich, 79 Prozent belehrten ihre Nutzer nicht oder kaum über den Datenschutz.

"Die Regeln des Datenschutzes im Internet sind nicht schlecht, sie werden nur nicht befolgt", sagt Werner Schmidt, Vize-Sprecher des Bundesbeauftragten für Datenschutz. "Die Anwender sorgen für erhebliches Misstrauen und schaden dem Marktplatz E-Commerce, der deutlich hinter seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten bleibt."

Auch das Bezahlen übers Netz und die vielen unterschiedlichen Systeme verunsichern die Surfer. So nutzten nach einer Untersuchung der Hamburger Unternehmensberatung Mummert + Partner bisher nur 1,5 Prozent der Online-Kunden so genannte elektronische Geldbörsen. Drei viertel der Internet-Nutzer bevorzugten wegen Sicherheitsbedenken bei ihren ersten Einkäufen per Mausklick eine gewöhnliche Rechnung. 64 Prozent der Verbraucher gaben an, dass eine sichere und verschlüsselte Übertragung den Online-Einkauf attraktiver machen würde.

Nach dem Teledienstdatenschutzgesetz ist ein E-Commerce-Anbieter verpflichtet, möglichst wenig personenbezogene Daten zu erheben und diese nur so lange zu speichern, wie es zur Geschäftsabwicklung nötig ist. Kunden müssen schriftlich einwilligen, wenn ihre Angaben für Werbung verwendet werden sollen. Diese Zustimmung ist auch bisher schon auf elektronischem Weg erlaubt. Die Novelle soll diese Möglichkeit noch erleichtern und sie an weniger strenge Voraussetzungen koppeln.

Bei Verstößen sollen künftig Bußgelder bis zu 100 000 Mark erhoben werden können. "Ziel der Novelle ist es, das Gesetz anwendungsfreundlicher und transparenter zu machen", erklärt Bender. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (BITKOM) und die Initiative D21 fordern ein Gütesiegel, um den E-Commerce anzukurbeln. "Wir brauchen eine Art TÜV-Siegel wie beim Auto, eine Marke, die das Vertrauen des Verbrauchers hat", sagt BITKOM-Geschäftsführer Bernhard Rohleder.