Innovativ

Lokalinfos via WAP

Netzbetreiber bieten standortbezogene Dienste
Von Volker Schäfer

Die vor knapp zwei Jahren mit großen Vorschusslorbeeren gestarteten WAP-Dienste kommen nicht so richtig in die Gänge. Umfragen zufolge interessieren sich bisher keine zehn Prozent aller Handyfans für einen Zugang zum doch ziemlich abgespeckten Internet, der dazu auch noch richtig teuer ist. Bisher mangelte es allerdings auch an einem echten Mehrwert für den Nutzer. Viele der gebotenen Infos waren auch auf anderen Wegen verfügbar oder ganz einfach nicht so interessant, dass man sie unterwegs auf dem Handy-Display für teures Geld abgerufen hat.

Auf der diesjährigen CeBIT Ende März fiel jedoch der Startschuss für sogenannte Location Based Services, also standortabhängige Dienste. Alle vier Netzbetreiber haben inzwischen entsprechende Angebote im Programm. Diese reichen von Suchmöglichkeiten von Bankautomaten und Hotels bis zu Routenplanern. Man erhält immer Informationen für den Ort, an dem man sich gerade befindet. Hierzu gibt man gegenüber dem Mobilfunknetz seinen Aufenthaltsort preis. Natürlich - aus datenschutzrechtlichen Gründen - nur, wenn man damit auch einverstanden ist.

Weil jedes Handy nicht nur Funksignale empfängt, sondern auch sendet, ist es prinzipiell möglich, den Standort eines aktiven Mobiltelefons zu ermitteln. Die Lokalisierung erfolgt über die so genannte gesprächsführende Mobilfunkzelle. Damit kann in Citylagen die Position eines Nutzers bis auf wenige Hundert Meter bestimmt werden. Da Funkzellen in ländlichen Gebieten größer sind, ist das Verfahren dort weniger genau. Über verbesserte Lokalisierungstechniken, bei der Laufzeitunterschiede der Signale zwischen Handy und unterschiedlichen Basisstationen berücksichtigt werden, lässt sich die Positionsbestimmung künftig noch verbessern. Allerdings scheinen die Netzbetreiber selbst nicht unbedingt ganz davon überzeugt zu sein, dass die Loaction Based Services nun den WAP-Diensten doch noch zu einem Durchbruch verhelfen. Nur so ist es zu erklären, dass es bereits Überlegungen dafür gibt, entsprechende Angebote künftig auch via SMS zu unterbreiten.

Welche standortabhängigen Infodienste zur Verfügung stehen, ist von Netzbetreiber zu Netzbetreiber verschieden. Die Auswahl bei T-D1 ist derzeit noch nicht so groß. Man kann aber schon jetzt ein Hotel oder eine Taxizentrale in seiner Nähe suchen und auch einen regionalen Wetterbericht abrufen. Für Hotel und Taxizentrale wird dann auch gleich die ungefähre Entfernung zum eigenen Aufenthaltsort angezeigt. Theoretisch kann man via WAP auch gleich bestellen oder buchen. Das ist allerdings sehr umständlich und kostet viel Online-Zeit, so dass ein Anruf bei dem gewünschten Unternehmen wohl günstiger ist. So richtig vollständig sind die Daten der T-Mobil derzeit auch noch nicht. Selbst in Großstädten sind oft nur wenige Hotel oder Taxizentralen verfügbar. Aber das Angebot soll laut T-Mobil in den nächsten Monaten weiter ausgebaut und verfeinert werden.

Auch D2 Vodafone hat Location Based Services eingeführt. Neben dem Verkehrsinfodienst Passo und dem mobilen Einkaufsführer Kompazz können D2-Kunden nun auch ortsnahe Informationen über den Hotelführer Tourisline, über Aral-Tankstellen sowie über den nächstgelegenen D2-Shop per Tastenklick abfragen. Zu finden sind die standortbezogenen Dienste in der Rubrik "Unterwegs" des D2-WAP-Portals. Die jetzigen Angebote sind nach Vodafone-Angaben erst der Anfang. D2 ist nach eigener Darstellung für alle Ideen offen: Schon bald können zum Beispiel Bankautomaten-Suchsysteme eingeführt werden, aber auch das Auffinden der nächstgelegenen Apotheken, Restaurants, Kinos oder sogar Biergärten wird über standortbezogene Dienste vereinfacht. Unternehmen können den Aufenthaltsort von Mitarbeitern im Außendienst oder die Position von Fahrzeugen künftig schnell und effektiv bestimmen.

Routenplanung, Hotel- und Restaurant-Suche sowie ein Branchenverzeichnis gibt es bei E-Plus in der Rubrik "standortbasierte Dienste". Nachteil gegenüber den drei anderen Netzbetreibern: Um bei E-Plus die Location Based Services nutzen zu können, muss man sich zuerst via Internet anmelden. So umständlich geht es bei keinem der Mitbewerber zu.

Als erster Anbieter präsentierte VIAG Interkom schon im Vorfeld der CeBIT Location Based Services. "M-Kompass" nennt sich hier der Dienst, der - wie bei den D-Netzen - ohne Voranmeldung genutzt werden kann. Derzeit fallen - wie bei den Mitbewerbern - die üblichen Gebühren für den WAP-Dienst an: 9 Pfennig pro WAP-Seite per GPRS beziehungsweise 39 Pfennig pro Minute bei leitungsvermittelter WAP-Nutzung. Für die Zukunft denkt der Betreiber des E2-Netzes jedoch schon weiter: "Sowohl die Einführung von Premium- als auch von gesponserten Informationen ist möglich", so VIAG Interkom in einer Presseerklärung. Das heißt, besonders werthaltige Informationen können höher tarifiert werden und andere Informationen für den Kunden auch völlig kostenlos sein. M-Kompass enthält zum Beispiel die Rubrik "Restaurant Finder", in der eine Auswahl internationaler Restaurants zu finden ist. Daneben gibt es einen Routenplaner, ein Branchenbuch sowie eine Suchroutine für Hotels und Geldautomaten. Entscheidender Nachteil gegenüber den drei anderen Mobilfunknetzen: Die automatische Standorterkennung des Kunden funktioniert nur im E2-Netz, nicht aber im D1-Roaming.